Dienstag, 23. November 2010

Ausflug und Geschichtsstunde

Gestern habe ich einen Ausflug nach Hyde Park, New York gemacht. Hyde Park ist der Geburtsort von Franklin D. Roosevelt, dem 32. Präsident der USA. Sein Geburtshaus in Hyde Park ist heute ein Museum. Auf dem Anwesen gibt es außerdem noch die Franklin D. Roosevelt Presidential Library and Museum.



In diesem Haus mit unglaublichen 33 Zimmern und 9 Bädern wurde Roosevelt 1882 geboren. Auch später als Präsident lebte er hier noch mit seiner Frau Eleanor, seinen Kindern und seiner Mutter Sara.


Praktisch für die First Lady Eleanor war, dass sie ihren Namen nicht ändern musste, als sie Roosevelt heiratete - sie hieß nämlich auch vorher schon Roosevelt und war eine Nichte vom früheren Präsidenten Teddy Roosevelt.


Zwischen vielen Reisen und Terminen als Präsident kam Roosevelt immer wieder gerne nach Hyde Park zurück. Kann man gut verstehen, schließlich ist die Landschaft im Hudson River Valley wirklich schön.


Die Presidential Library in Hyde Park ist die erste Bibliothek, die ein US-Präsident eingerichtet hat, und sie ist bis heute die einzige, die ein Präsident tatsächlich zu seinen Lebzeiten benutzt hat. Darin befinden sich viele, viele Bücher, historische Dokumente aus 12 Jahren Amtszeit als Präsident und historische Möbel und Andenken. Und die Original-Einrichtung aus dem Oval Office im Weißen Haus, wie sie Roosevelt benutzt hat. Besonders interessant ist der riesengroße Globus, der neben dem Schreibtisch steht.


Roosevelt war einer der liberalsten und progressivsten Präsidenten in der Geschichte Amerikas. Seine Präsidentschaft ist für den New Deal bekannt, das Mammutprogramm, mit dem er die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise nach 1929 bekämpfte. Er führte als erster Präsident ein Sozialversicherungssystem ein.


Außerdem bekämpfte er Arbeitslosigkeit mit verschiedenen Arbeitsbeschaffungsprogrammen unter dem Dach der Works Progress Administration. Die Arbeiter in diesen Programmen errichteten zum Beispiel die Golden Gate Bridge in San Francisco. So schließt sich der Kreis aus den Orten, die ich hier in Amerika schon gesehen habe.

Interessant ist, dass die Works Progress Administration auch viele Künstler einstellte. Dazu gab es gestern auch eine Podiumsdiskussion in Hyde Park. Im New Deal für Künstler haben Schriftsteller Reiseführer und Geschichtsbücher über alle 48 Staaten der USA geschrieben (Hawaii und Alaska waren damals noch keine Staaten) und Theater- und Musikgruppen traten im ganzen Land auf.


Roosevelt war der einzige Präsident der USA, der mehr als zwei Amtszeiten hatte. Er brachte es sogar auf ganze vier. Nachdem während seiner zweiten Amtszeit der Zweite Weltkrieg in Europa ausgebrochen war, entschied er sich, zum dritten Mal zu kandidieren. Die Amerikaner fanden, dass man in so einer Krise besser keinen neuen Präsidenten wählen sollte und wählten Roosevelt zum dritten Mal ins Amt. Vier Jahre später, als wieder eine Wahl anstand, waren die USA mitten im Krieg und dachten sich, dass es auch in dieser Situation besser ist, keinen neuen Mann ans Steuer zu lassen. So verhalfen sie ihm zu einer vierten Amtszeit. Das Ende des Kriegs erlebte Roosevelt jedoch nicht mehr. Er starb ein paar Wochen, bevor der Krieg in Europa endete.


Durch seine lange Präsidentschaft war Roosevelt ungewöhnlich mächtig. Von Kritikern wurde er deswegen mit Königen verglichen, die bis zu ihrem Lebensende an der Macht bleiben. Heute kann kein amerikanischer Präsident mehr als ein Mal wiedergewählt werden. Nach Roosevelts Tod wurde 1951 das 22. Amendment zur US-Verfassung hinzugefügt, das die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Amtsperioden beschränkt.


Und bei all dem war New York City auch noch mit dabei - in dem Restaurant, in dem wir zum Mittagessen waren, an der Wand.

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