Montag, 30. August 2010

5 things to know about the USA

Nach zwei Wochen Amerika ist die Zeit reif für ein paar Beobachtungen über das alltägliche Leben in den USA.

1. Bei mir im Haus wird sogar Müll getrennt. Nach den drei Kategorien "Trash", Papier und Aluminium/Glas/Plastik. Warum Alu, Plastik und Glas alles in eine Tonne kommt, versteh ich aber noch nicht so ganz.

2. Wo wir schon beim Müll sind: Eine Sache, die ich mir sparen kann, sind Mülltüten. Ich bin mir sicher, dass ich in diesem ganzen Jahr kein einziges Mal eine Mülltüte kaufen muss. Hier bekommt man bei jedem Einkauf seine Sachen in ungefähr fünf Plastiktüten gepackt. Das reicht für den Müll, den ich produziere, locker aus.

3. Die Öffnungszeiten hier sind ein Traum. IKEA am Sonntag - kein Problem. Food-Shopping am Sonntag Abend um 20 Uhr - auch kein Problem. Man braucht mal eben am Freitag um 15 Uhr an der Uni etwas von der Sekretärin - selbstverständlich ist sie da.

4. Die Leute hier sind langsamer als in Deutschland. Auf der Straße gehen sie langsamer, im Supermarkt kassieren sie langsamer, und sie steigen langsamer in die U-Bahn ein. Das muss nichts Schlechtes heißen - ich habe mich gefragt, ob wir vielleicht in Deutschland einfach ein bisschen "stressiger" sind. Es ist ja schon angenehm, wenn man an der Supermarktkasse nicht gleich am Anfang des Fließbands den Geldbeutel aus der Tasche reißen muss und das Geld parat haben muss, damit man mit der wahnsinnig schnellen Aldi-Kassiererin mithalten kann, die in einem Affenzahn die Waren über den Scanner zieht.

5. So gut wie alles ist hier behindertengerecht. Und damit meine ich nicht nur zugänglich für Rollstulfahrer. Die Geldautomaten können mit Blinden "sprechen" (bzw. sie lesen vor, was auf dem Display steht) und alle Türen in der Uni und meinem Wohnheim haben die Zimmernummern in Braille-Schrift auf den Schildern.

Sonntag, 29. August 2010

Gateway Orientation in Berkeley - Teil 2

Wenn man schon in Berkeley ist, kommt man natürlich nicht darum rum, eine Tour nach San Francisco zu machen - und das wollte ich auch nicht. Gerade, weil die zweite Uni, an die ich in den USA gern gegangen wäre, in San Francisco liegt.

In den fünf Tagen, in denen ich in Kalifornien war, war ich zwei Mal in San Francisco. Einmal sind wir einfach am Abend auf gut Glück in die U-Bahn gestiegen und irgendwo ausgestiegen und haben genauso auf gut Glück irgendeine Richtung eingeschlagen. Zumindest waren wir uns sicher, dass wir auch wirklich in San Francisco waren, weil diese Häuser so typisch dafür sind.


Nach ein bisschen umherschlendern fanden wir ein interessantes Restaurant, der sehr schön eingerichtet war. Auf der Speisekarte stand eine Mischung aus mediterranen, arabischen und nordafrikanischen Gerichten - alles miteinander sehr lecker. Die Bedienungen erklärten uns, dass es dort so gedacht ist, dass man die Gerichte in die Mitte des Tischs stellt und teilt. So bekommt jeder von allem etwas ab. Keine schlechte Idee, vor allem für mich! Wer mich gut kennt, weiß ja, dass ich im Restaurant das ein oder andere Mal Probleme habe, mich zu entscheiden.

Erst am nächsten Tag hatten wir dann eine "richtige", also geführte Tour durch San Francisco. Wir wussten, dass uns Busse am Hotel in Berkeley abholen würde, und rechneten alle mit Doppeldecker-Touri-Bussen. Was dann um die Ecke bog, hatten wir nicht erwartet: zwei alte Cable Cars, die ein Busunternehmen gekauft hatte. Motor rein, Räder dran, und fertig sind unsere Busse!


In diesem Cable Car sind wir dann erst mal über den Highway(!) von Berkeley nach San Francisco gebraust. Dazu man sich das Bild oben noch mal zu Gemüte führen: es ist vorne und hinten offen; nur in der Mitte gibt es einen geschlossenen Raum. Da wurde es dann doch recht windig.


San Francisco ist eine wunderschöne Stadt und auf alle Fälle eine Reise wert. Downtown gibt es einige Hochhäuser - und wenn man von der Skyline von Chicago absieht, die ich vom Flughafen aus sehen konnte, waren das die ersten Wolkenkratzer, die ich in echt gesehen habe.


Abgesehen von Downtown San Francisco gibt es aber kaum Hochhäuser. Viel typischer sind die bunten, pastell-farbenen Häuser mit zwei oder drei Stockwerken, die mit allerlei Erkern und Gauben verziert sind und schöne Vorgärten haben.


San Francisco ist so hügelig, dass ich mir manchmal nicht sicher war, ob unser voll beladener Cable-Car-Bus es hinauf schaffen würde.


All die Hügel haben den unschlagbaren Vorteil, dass man von ganz oben eine wunderschöne Aussicht über die Stadt und die ganze Bay Area hat. Als unser Bus es auf die beiden höchsten Hügel, die Twin Peaks, geschafft hatte, war ich restlos begeistert.


Ich habe es sogar geschafft, den berühmten Nebel von San Francisco zu fotografieren.
A propos Nebel: Es ist ein Gerücht, dass es in Kalifornien im Sommer heiß ist! Deswegen habe ich auf dem Foto oben auch Lederjacke und Schal an. Der Nebel und das Meer kühlen die Stadt so ab, dass es an dem Tag, an dem wir dort waren, nur zwölf Grad hatte. Als wir über die Golden Gate Bridge fuhren, haben sich die riesigen Stahlpfeiler ganz im Nebel verloren.


Das Frieren auf der Brücke lohnt sich aber allemal. Hinterher kann man am anderen Ende so schöne Fotos machen!


Wir ließen den Tag am Pier 39 ausklingen, einem alten Pier, der zur Touristenattraktion umgewandelt wurde. Dort gibt es nicht nur kleine Geschäfte mit Andenken, Postkarten, Schmuck und Muscheln, sondern auch Seelöwen, die sich am Ende des Piers neben Booten und Yachten sonnen. Zum Abendessen gingen wir ins "Bubba Gump Shrimp Co."-Restaurant auf dem Pier. Das Restaurant wurde nach dem Shrimp-Imperium benannt, das Forrest Gump im gleichnamigen Film aufbaut.

Das Restaurant ist liebevoll eingerichtet mit Filmpostern und Anspielungen auf den Film. Die Speisekarte ist zum Beispiel auf einen Tischtennisschläger gedruckt und die Kellner spielen in der Pause zwischen Hauptgericht und Nachspeise ein Quiz mit den Gästen - da haben aber nur echte Experten eine Chance. Auf den Tischen stehen Schilder mit "Run Forrest Run" und die Tür zur Küche trägt die Aufschrift "Stop Forrest Stop".


Eure
Lena Gump

Mittwoch, 25. August 2010

Gateway Orientation in Berkeley - Teil 1

Heute an dieser Stelle: Eine Reise in die Vergangenheit oder der erste Teil zu meiner Fulbright Gateway Orientation in Berkeley.

Oder noch besser: Fangen wir zu Hause an. Das Packen am Wochenende war ein ausgeklügeltes Abwägen zwischen "Packe ich praktische Sachen ein?", "Ich habe keine Lust auf Winter, deswegen packe ich keine Winterklamotten ein" und "Wie bringe ich meine Sachen für ein Jahr in den Koffer, ohne dass ich die Gewichtsbeschränkung überschreite." Das Ganze sieht dann so aus:


Am Ende hat es ziemlich gut geklappt. Es gestaltete sich aber einigermaßen schwierig, herauszufinden, wie schwer die Koffer schon sind. Mein großer schwarzer Koffer ist nämlich so groß, dass er das Display von der Waage verdeckt. Meine Taktik, mich zusammen mit dem Koffer zu wiegen und dann mein Gewicht vom Gewicht Lena + Koffer anzuziehen, war gut - leider nur bis der Koffer so schwer war, dass ich ihn nicht mehr hochheben konnte. Danke an dieser Stelle für die beiden Kraftpakete, die mir dabei geholfen haben: Mama und Thomas!

Nach einem traurigen Abschied am Flughafen ging es ab in die Lüfte und zum Zwischenstopp nach Chicago. In der Warteschlange bei der Zollkontrolle habe ich mich mit einer Polin unterhalten, die auch zum Studieren in die USA gekommen ist. Hier eine kleine Quizfrage:

Mit welcher Organisation studiert die Polin hier?
a) Fulbright
b) Fulbright
c) keine Ahnung

Natürlich: Fulbright! So ein Zufall! Später habe ich festgestellt, dass ich die Fulbrighter anscheinend magisch anziehe. Im Flugzeug nach San Francisco saß ich neben einem Amerikaner, der mir erzählt hat, dass sein Vater in den 50er Jahren mit Fulbright in Italien war. Und siehe da: Als ich am Flughafen auf mein Shuttle zum Hotel in Berkeley gewartet habe, habe ich gleich zwei Fulbrighter aus der Ukraine getroffen, die auch auf dem Weg zur Orientation waren.

Das Hotel war genau so, wie ich mir ein richtiges amerikanisches Hotel vorgestellt habe: Riesige Lobby, riesige Bar, riesige Zimmer, riesige Betten. Ich habe mir mein Zimmer mit einer Ägypterin geteilt, und jede von uns hatte ihr eigenes 1,40m-Bett.


Am nächsten Tag ging es mit einem amerikanischen Frühstück in einem College nebenan los, wo auch die meisten Programmpunkt in der Woche stattfanden. Die Vorträge und Sessions am Dienstag waren teilweise interessant (Team Building) und teilweise ... anstrengend (Vortrag über Visumsregelungen, Infos, wen man alles über welche Kleinigkeiten informieren muss usw.).

Das Beste war aber nicht irgendein Vortrag, sondern die anderen Leute. Wir waren 58 Leute aus fast genauso vielen Ländern und von allen Kontinenten. Von Israel, Nepal und Afghanistan bis Malawi, Neuseeland und Uruguay war alles dabei. Es war unglaublich interessant, mit ihnen allen zu reden und zu erfahren, woher sie kommen, was sie vor diesem Treffen in Berkeley gemacht haben und wohin in die USA es sie weiter verschlägt. Besonders spannend war ein Workshop über kulturelle Unterschiede. In meiner Gruppe waren neben mir noch Leute aus Argentinien, Chile, Japan, Korea und der Dominikanischen Republik. Das Thema, über das wir sprechen sollten, war Pünktlichkeit. Die Einstellungen hätten verschiedener nicht sein können - von Japan, wo es extrem unhöflich ist, auch nur eine Minute zu spät zu kommen, bis zu Argentinien, wo man schon mal zwei Stunden zu spät kommen kann, ohne dass es jemandem groß auffällt.


In Berkeley habe ich auch das erste Bio-Fast-Food meines Lebens gegessen. Ich habe das Gefühl, dort gibt es für jeden Geschmack das passende Fast Food - sogar ganze Restaurants für vegetarisches Fast Food.

Berkeley selbst sieht sehr amerikanisch aus. Man sieht viele große Autos herumfahren, an denen man merkt, dass Benzin hier wirklich billig ist, und die typischen Feuerleitern an den Häusern, die man aus Filmen kennt.


Berkeley ist als eine der liberalsten Städte Amerikas bekannt, was man schön auf dem nächsten Bild sehen kann.


In den 1960er und 1970er Jahren fanden hier viele Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg und für Meinungsfreiheit statt. Womit wir schon bei der Uni wären. In Berkeley befindet sich die University of California at Berkeley ('Cal'), die - wenn man den Rankings glaubt - beste öffentliche Uni der USA. Eine Tour über den Campus gehörte natürlich auch zu unserem Programm.


Die Uni-Bibliothek dort ist sehr beeindruckend. Über der Eingangstür sorgt eine Statue von Athene, der Göttin der Weisheit, dafür, dass auf jeden, der das Gebäude betritt, Weisheit regnet. Normalerweise nimmt Athene jedem, der das Gebäude durch die Tür verlässt, die Weisheit wieder weg. Die Architekten in Berkeley waren aber schlau: Sie haben einfach vier Ausgänge ins Gebäude gebaut, damit man das vermeiden kann. Das folgende Foto ist nicht das Studierzimmer eines weisen alten Professors, sondern ein Raum der Bibliothek.


Wie es sich für eine richtige amerikanische Uni gehört, gibt es auch in Berkeley ein riesiges Basketball-Stadion. Es war schon leer sehr beeindrucked. Da kann ich mir gut vorstellen, wie es erst ist, wenn alle 12.000 Plätze mit jubelnden Zuschauern gefüllt sind! Grund genug für einen weiteren Punkt auf der Liste der Dinge, die ich in einem Jahr in Amerika unbedingt machen will: ein Basketball-Spiel anschauen.


Vom Campus der Uni aus kann man sogar die Golden Gate Bridge in San Francisco sehen - weit im Hintergrund und wenn man genau hinsieht.

Montag, 23. August 2010

Haushalts-Shopping

Hier kommt endlich der erste Blog-Eintrag! Leider kommen jetzt keine chronologischen Erzählungen zuerst von meiner Gateway Orientation, aber ich muss unbedingt von meinen Eindrücken heute erzählen.

Heute habe ich mir zusammen mit Martin und Arne (zwei anderen Deutschen, die auch in Newark studieren) ein Auto gemietet, um zum IKEA zu fahren. Ja, den gibt's hier auch! Das war auch das erste, das ich von Newark gesehen habe, weil der IKEA direkt neben dem Flughafen ist. Aus dem Fenster rausgeschaut im Landeanflug und direkt daran vorbeigeflogen.

Da haben wir uns gedacht, da schauen wir doch mal hin, um Möbel, Lampen, Bettwäsche, Töpfe und so weiter zu kaufen.Wenn man in den Laden reinkommt, sieht alles genauso aus wie bei uns und wahrscheinlich auch auf der ganzen Welt bei IKEA. Der Unterschied ist wohl nur, dass es hier ein Frühstück für 99 Cents gibt, das aus Speckstreifen, Rührei aus der Flasche und Kartoffeln (!!!) besteht. Das Bett Gutvik, Badmöbel Godmorgon und das legendäre Billy-Regal gibt es übrigens auch.

Beim Einkaufen waren wir dann sehr erfolgreich und haben zu dritt drei Einkaufswagen und einen Karren mit Möbeln gefüllt. Das sieht dann so aus:


Übrigens kann man mit den Verpackungen auch gut Tetris spielen, während man darauf wartet, dass andere Leute ihre Möbel aus den Regalen holen:


Mit dem vollgeladenen Auto mussten wir dann erst nach Hause fahren, weil es einfach schon zu voll war, dass unsere WalMart-Einkäufe auch noch reingepasst hätten. Ich war wirklich froh, dass wir da auch noch hingefahren sind. Ich habe immer gedacht, dass in den USA alles größer ist als in Deutschland, aber für das Angebot an Supermärkten gilt das auf alle Fälle nicht. In der Nähe von Uni und Wohnheim haben wir bis jetzt nur Ein-Dollar-Stores und Fast-Food-Restaurants gefunden. Und außerdem noch einen Subway mit integriertem Supermarkt - richtig gelesen! Vorne sieht das aus wie ein ganz normaler Subway. Aber hinten: Ein kleiner Supermarkt mit allem, was man so braucht (nur kein Obst und Gemüse, dafür aber gefühlte 50 verschiedene Sorten Chips).


Wie ich an der Kasse dann aber feststellen musste, sehr teuer. Deswegen also nichts für jeden Tag und damit zurück zum eigentlichen Thema, dem WalMart.

Bei WalMart gibt es alles, was man sich vorstellen kann: Fernseher, Rasierer, Bettlaken, DVDs, Ordner, Klamotten, Duschgel und Essen. Und das alles in keiner für mich ersichtlich logischen Anordnung. Am Ende habe ich bei WalMart fast genauso viel Geld gelassen wie bei IKEA, was aber auch daran liegt, dass ich einen Staubsauger, einen Fön und eine riesige Packung Waschmittel gekauft habe (von der ich erst nachher festgesellt habe, dass ich sie in einem Jahr wahrscheinlich nicht mal aufbrauchen werde).

Und siehe da, das Auto war schon wieder fast voll. Übrigens hat die Kassiererin die ganzen Einkäufe in so viele Tüten verpackt, dass ich mir sicher das ganze Jahr über nie Mülltüten kaufen muss.


Wie lange wir gebraucht haben, das alles hoch in die Wohnung zu bringen, könnt ihr euch sicher vorstellen. Danach sah es aus wie bei Messies und wir waren dementsprechend fertig.


Aber nach dem Auspacken - wunderbar! Jetzt bin ich für das nächste Jahr gerüstet und kann mich die nächste Woche einleben und muss mir keine Gedanken mehr machen, woraus ich trinke (weil Gläser gekauft), worin ich schlafe (weil Bettdecke, Kissen und Bettwäsche gekauft) und wie ich koche (weil Töpfe und Pfannen gekauft)!