Montag, 27. Dezember 2010

Schnee, Schnee und nochmals Schnee

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich mal einen Blog-Eintrag über Schnee schreiben würde. Ich habe immer gedacht, dass ich im Vergleich zu Leuten, die aus wärmeren Ländern kommen, gut auf den Schnee hier vorbereitet bin. Aber anscheinend ist er doch so beeindruckend, dass ich darüber schreibe. Allein, wie schnell es hier so viel geschneit hat, ist wirklich bemerkenswert.

Eigentlich wollte ich heute mit dem Thomas zu einer Reise zu den Niagarafällen und nach Toronto aufbrechen. Dass ich jetzt doch zu Hause sitze und über den Schnee schreiben kann, liegt daran, dass die Reise wegen zu viel Schnee ausgefallen ist.

Gestern ging es los: Das erste Mal, seit ich hier bin, hat es richtig geschneit - die vier Flocken, die vorher mal gefallen sind, zählen nicht so richtig, finde ich. Zusammen mit dem Wind war es in New York richtig kalt und der Thomas und ich haben ausgesehen wie zwei Schneemänner, als wir herumspaziert sind.


New York sieht verschneit sehr schön aus. Und gerade zu den Weihnachts-Sehenswürdigkeiten wie dem Weihnachtsbaum am Rockefeller Center passt der Schnee wirklich gut.


Auch andere Gebäude und Plätze machen verschneit einen guten Eindruck.


Aber nach einer Zeit ist es irgendwie doch stürmische und ungemütlicher geworden, so dass wir manchmal kaum noch die Augen offen halten konnten.


Wenn man die Augen nicht richtig aufmachen kann und einem der Wind Schneeflocken ins Gesicht weht, entstehen auch so schöne Fotos wie das folgende:


Den Rest des Tages haben wir vom Schnee nicht mehr viel mitbekommen, weil wir zum Shoppen in die Mall gefahren sind. Aber dann der Heimweg: Wow, so viel Schnee! Der Zug ist vor sich hingekrochen und es hat wirklich richtig, richtig viel geschneit und gestürmt. Autos und Busse sind steckengeblieben und nicht mehr vorwärts gekommen. Und wir sind einfach mitten auf der Straße nach Hause gegangen, weil das die einzige Stelle war, auf der man einigermaßen vom Fleck kommen konnte. Der Eingang und die Treppe von der U-Bahn in Newark hoch sahen so aus:


Als dann der Niagara-Trip abgesagt wurde, haben wir uns heute erst am Nachmittag wieder aus dem Haus getraut. Obwohl an vielen Stellen schon geräumt wurde, liegt in Newark überall sehr, sehr viel Schnee. Ein Mann, der vor seiner Haustür stand und ungläubig auf die Schneemassen schaute, hat uns gesagt, dass er schon sein ganzes Leben hier wohnt und noch nie so viel Schnee gesehen hat. Und so viel war es wirklich:


Mal schauen, wie lange es dauert, bis diese Straßen und Autos wieder schneefrei sind!


Und dazu noch der kalte Wind! Das war echt ungemütlich draußen. Auf dem Heimweg sind wir dann auch noch knietief durch den Schnee auf dem Campus gestapft. Danach war eine warme Dusche bitter nötig und unglaublich schön!

Sonntag, 26. Dezember 2010

Weihnachten in Amerika

Dieses Jahr feiere ich ganz anders Weihnachten als sonst: in Amerika, mit Santa Claus statt Christkind, ohne Mama und Luisa, aber dafür mit dem Thomas.

In New York konnte man schon im November eindeutig sehen, dass es auf Weihnachten zugeht. Dieser Weihnachtsbaum ist der erste, den ich in der Stadt entdeckt habe, und zwar schon am 5. November.


Danach habe ich nach und nach immer mehr Weihnachtsdekoration entdeckt. Und anders, als man sich das vielleicht vorstellt, ist das meiste gar nicht kitschig, sondern sehr schön und stimmungsvoll. Und ich habe mir auch das Weihnachtsgeschäft viel stressiger vorgestellt, als es in Wirklichkeit ist. Die Schaufenster sind schön dekoriert und die Kaufhäuser auch, vor allem Macy's am Herald Square, das größte Kaufhaus der Welt.


Weihnachtsmärkte gibt es auch in New York. Ein sehr schöner mit vielen kleinen Ständen und einer Eisfläche ist im Bryant Park direkt hinter der New York Public Library. Da bin ich oft auf meinem Heimweg vorbeigekommen. Verkauft werden ähnliche Sachen wie auf einem deutschen Christkindlmarkt: Schmuck für den Baum, Essen, Kirschkernkissen und kleines Allerlei. Der kleine Minuspunkt an der Sache: Glühwein gibt es nicht. Trotzdem hat es mir da sehr gut gefallen. Besonders schön war es auch, abends den Leuten beim Schlittschuhlaufen zuzuschauen.



Eine weitere Eisfläche gibt es am Rockefeller Center, direkt vor dem großen Weihnachtsbaum, der jedes Jahr beim Lighting of the Tree feierlich erleuchtet wird und wo ich dieses Jahr auch dabei war. Davor stehen die berühmten beleuchteten Engel mit den Posaunen.



Mein Zimmer habe ich auch dekoriert. Am Tag vor Heiligabend habe ich mir einen Weihnachtsbaum gekauft und aufgestellt. Ich habe schon befürchtet, dass ich dieses Weihnachten ohne Baum feiern muss, aber zum Glück habe ich ja noch ein schönes Plastikbäumchen gefunden. Und mit ein paar Kugeln und Schleifen geschmückt und mit Geschenken darunter sieht er gleich sehr, sehr schön aus!


Am Heiligabend selbst bin ich dann nach New York gefahren, um mit ein paar Fulbrightern ins Metropolitan Museum of Art zu gehen. Ein paar von ihnen sind aus Boston über Weihnachten zu Besuch gekommen und andere wohnen in New York. Das Met ist direkt am Central Park. Am Heiligen Abend im Central Park - da bin ich mir gleich vorgekommen wie Kevin allein in New York!


Das Museum war ein schöner Zeitvertreib und hat mir das Warten auf den Thomas am Abend leichter gemacht. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk ist nämlich abends um 18.30 mit dem Flugzeug aus Deutschland gekommen: Besuch vom Thomas! Ich habe mich so gefreut! Nach einer langen Reise nach Hause vom Flughafen und vor allem nach dem langen Flug vom Thomas waren wir dann so müde, dass wir unsere Bescherung auf den 25. Dezember verlegt habe, wie ein richtiges amerikanisches Weihnachten, bei dem Santa Claus in der Nacht auf den 25. kommt und die Kinder dann am nächsten Morgen die Geschenke auspacken. Mein persönlicher Santa Claus hat mir auch die Geschenke von Mama und Luisa mitgebracht, das war toll!


Frohe Weihnachten!

Samstag, 25. Dezember 2010

Halbzeit...

Aus, aus und vorbei - das erste Semester hier hab ich hinter mir!

In den 15 Wochen, die das Semester hier gedauert hat, habe ich eine schier unglaubliche Anzahl an Büchern gelesen.

Für meinen Kurs "Greater New York Since 1898":

Für "Immigration and American Culture and Society"

Für "Urban Educational Policy and School Improvement"

Zusätzlich noch unzählige Paper und Bücher, die nicht Teil der regulären Assignments waren, sondern die nur alleine oder zusammen mit ein paar anderen lesen musste, entweder für Referate oder (den größten Teil davon) für mein Forschungsprojekt im Seminar über New York.

Zusätzliche habe ich noch zwei lange Essays (für den New York- und den Einwanderungs-Kurs) und zwei kurze (für den Bildungspolitik-Kurs) produziert. Und die drei Referate und zwei Book Reviews, die ich auch noch anfertigen musste, nicht zu vergessen.

Alles in allem wirklich sehr, sehr viel Arbeit, bei der ich aber auch wirklich viel gelernt habe. Nichtsdestotrotz freue ich mich jetzt sehr auf einen Monat, EINEN GANZEN MONAT, ohne Uni, ohne Hausarbeiten und nur mit Büchern, die ich zu meinem Privatvergnügen lese!!! Und vor allem auf die Zeit, die ich jetzt mit dem Thomas verbringen kann!

Freitag, 17. Dezember 2010

Der Stand der Dinge

Der aktuelle Stand der Dinge: Es ist 3 Uhr nachts, mein Schreibtisch und seine Umgebung sehen mittlerweile so aus.


Ich baue mich mit dem Gedanken auf, dass ich die längste meiner drei Arbeiten heute schon abgegeben habe. Und dass ich mich einer zweiten Hausarbeit schon fertig bin, die ich morgen abgeben muss. Und dass ich auch die dritte morgen fertig geschrieben haben werde und abgeben kann.

Und natürlich mit dem Gedanken an mein Wochenende in Atlantic City!

Sonntag, 12. Dezember 2010

Wo ist Lena?

Wer von euch kennt "Wo ist Walter"? Das sind die Bilderbücher, in denen auf jeder Seite ein großes, sehr detailreiches Bild ist, in dem irgendwo Walter versteckt ist, den man suchen muss.


In Anlehnung daran die Antwort auf die Frage, wo ich denn bin, weil ich schon so lange nichts mehr im Blog geschrieben habe oder ich auch sonst wenig von mir hören lasse: Ich bin hier, festgewachsen an meinem Schreibtischstuhl, in inniger Liebe zu meinem Laptop verbunden, verschüttet unter einem großen Haufen aus Büchern und Zetteln.


Das liegt daran, dass jetzt schon die letzte Semesterwoche ist und ich dabei bin, bis nächsten Freitag drei Hausarbeiten zu produzieren. Mehr dazu, wie der Semesterendspurt in Amerika abläuft, schreibt mein Fulbright-Kollege Julian aus München, der in Atlanta studiert, in seinem Blog über die "Dead Week".

Fünf Tage noch!

Dienstag, 30. November 2010

Lena allein in New York

Nachdem das Weihnachtsgeschäft in Amerika letzte Woche am Black Friday schon gestartet wurde, fand heute ein anderes alljährliches Advents-Event in New York statt, das ich mir nicht entgehen lassen wollte: das Christmas Tree Lighting am Rockefeller Center.

Seit 1931 wird am Rockefeller Center jedes Jahr ein Weihnachtsbaum aufgestellt und feierlich erleuchtet. Bekannt ist der Baum unter anderem aus dem Film "Kevin allein in New York". Im Trailer kommt er ganz am Anfang vor.


Ich weiß nicht, ob dieser Baum der größte Weihnachtsbaum in New York ist, aber er ist auf alle Fälle ziemlich groß: 22,5 Meter dieses Jahr. Und obwohl er so eine stolz Größe hat, habe ich mich gefragt, ob der Weihnachtsbaum, der in München am Marienplatz vor dem Rathaus steht, nicht vielleicht doch größer ist. Aber wahrscheinlich wirkt der Baum in New York einfach nur deshalb nicht so groß, weil um ihn herum überall hohe Wolkenkratzer stehen.


Das "Lighting of the Tree" ist ein großes Event, zu dem 500.000 Leute gehen. Manche, die sich einen Platz direkt vor der Bühne und mit der besten Sicht auf den Baum sichern wollen, kommen schon am Nachmittag und warten dann, bis am Abend die richtige Zeremonie losgeht. So früh wollte ich nicht gehen, weil ich mir nicht stundenlang die Beine in den Bauch stehen wollte. Und ich konnte auch nicht, weil hier gerade mal noch zweieinhalb Wochen Uni sind, bis das Semester vorbei ist, und langsam der Endspurt losgeht.

Neben den ganzen Zuschauern, die live dabei sind, kann sich der Rest von Amerika das Spektakel im Fernsehen anschauen, es wird nämlich live von NBC übertragen. Die Zeremonie geht um 19 Uhr los und damit den Leuten nicht langweilig wird, bis um 20.55 Uhr endlich der Weihnachtsbaum erleuchtet wird, treten in der Zwischenzeit Stars auf und singen Weihnachtslieder. Dieses Jahr waren Kylie Minogue, Mariah Carey, Sheryl Crow, Jackie Evancho (die 10-jährige Gewinnerin von "America's Got Talent"), Annie Lennox, Boyz II Men und Jessica Simpson dabei. Nicht schlecht!

Weil ich so spät gekommen bin, konnte ich die Stars und die Bühne leider nicht sehen. Die Bühne ist nämlich nicht so hoch, dass man sie von weiter hinten sehen kann. Macht aber nichts - hören konnte man sie alle gut! Hier zum Beispiel Mariah Carey:


Dann sang Charice Pempengco (ein Star aus der hier sehr beliebten Serie "Glee") den Jingle Bell Rock. Währenddessen war der Weihnachtsbaum noch nicht erleuchtet, aber alle Leute schon sehr gespannt. An das Hochhaus hinter dem Baum wurden riesige Schneeflocken geworfen, die sich langsam gedreht haben. An den Bürofenstern standen übrigens ganz viele Leute, die sich das ganze Spektakel von oben angesehen haben.


Um euch einen besseren Eindruck davon zu geben, wie es ist, wenn man die Stars nur hört und nicht sieht, habe ich auch ein paar Aufnahmen nur mit Ton gemacht, von Mariah Carey mit "Oh Santa", Kylie Minogue mit "Let it Snow" und Sheryl Crow mit "Blue Christmas".


Nach den musikalischen Einlagen kommt dann endlich das, auf das die 500.000 Leute und ich gewartet haben: Der Weihnachtsbaum wird erleuchtet! Dazu werden zuerst alle Scheinwerfer und anderen Lichter ausgemacht. Die Moderatoren starten den Countdown.... Und dann blinken zuerst ganz viele weiße Lämpchen am Baum, bis dann endlich die ganzen 36.000 bunten Lichter am Baum hell strahlen. Das war sehr stimmungsvoll und schön!

Eigentlich wollte ich das auf Video aufnehmen, aber ich habe mir dann gedacht, dass ich lieber einfach nur den Moment genieße. Und schließlich sieht das Baum nicht nur in dem Moment schön aus, in dem er erleuchtet wird, sondern auch noch danach:

Montag, 29. November 2010

Black Friday: Einkaufswütige Amerikaner stürmen die Malls

Der Freitag nach Thanksgiving ist in den USA traditionell der sogenannte "Black Friday". Am Black Friday ist ganz Amerika auf den Beinen, und zwar in den Malls und Geschäften. Der Black Friday ist der Start des Weihnachts-Einkaufsmarathons für die Amerikaner.

Und das Weihnachtsgeschäft wird nicht irgendwie eingeläutet, sondern gebührend mit großen Rabatten überall - das versprechen zumindest die Werbungen. Als ich am Mittwoch mit Megan bei ihr zu Hause ferngeschaut habe (Grey's Anatomy), gab es in den Werbepausen keinen einzigen Werbespot, der nichts mit Black Friday zu tun hatte. Und da übertreibe ich nicht. Einer hat größeres Sparpotenzial versprochen als der andere: 50% reduziert hier, ein 100$-Einkaufsgutschein dort und so weiter. Das hat mir schon richtig Lust auf Shopping gemacht und bestimmt Millionen anderen Leuten auch.

Besonders ist auch noch, dass die Geschäfte nicht einfach morgens um 8 aufmachen, sondern meistens ganz früh, noch mitten in der Nacht. Oder sie machen am Abend davor gar nicht erst zu. Walmart zum Beispiel hat damit geworben, dass von Mitternacht bis 5 Uhr morgens alle Klamotten und Schuhe reduziert sind und dass man dann, während man Klamotten kauft, auf die tollen Angebote für Elektronik warten kann, die es von 5 bis 6 Uhr gibt. Andere machen einfach früh auf, zum Beispiel Macy's um 4 Uhr.

Wer jetzt meint, dass so früh sowieso niemand auf den Beinen ist und man dann ganz entspannt einkaufen kann, hat weit gefehlt. Die richtig Verrückten stellen sich schon stundenlang an, bevor die Geschäfte überhaupt aufmachen, damit sie unter den ersten sind, die in den Laden hineingelassen werden. Viele Geschäfte lassen die Kunden nur noch in Etappen hinein, seit 2008 am Black Friday ein Walmart-Mitarbeiter zu Tode getrampelt wurde, als Leute wie wild in den Laden drängelten. Die Leute, die sich so früh anstellen, sind übrigens normalerweise keine verrückten Spinner, sondern ganz nette Leute. Megans Cousin, den ich an Thanksgiving kennengelernt habe, ist direkt nach dem Truthahn-Essen um Mitternacht aufgebrochen, um sich für einen neuen Flachbildfernseher anzustellen. Und Steffi, eine Fulbrighterin aus Kansas, stand von 2 bis 5 Uhr morgens in der Schlange, um sich eine um 60 Dollar reduzierte externe Festplatte zu kaufen.

Nachdem ich die ganzen Werbespots gesehen habe und Megan mir noch ein paar mehr Horror-Geschichten vom Black Friday erzählt hat, war ich mir nicht mehr so sicher, ob das Ganze überhaupt noch Spaß macht oder nur in Stress ausartet. Wir sind am Freitag dann aber zu einer zivilisierten Zeit aufgebrochen, um 10 Uhr. Wir haben gehofft, dass die ganzen richtig verrückten Leute bis dahin schon mit ihrem Shopping fertig sind und nicht mehr so viel los ist. Das war dann auch so: Es waren wesentlich weniger Leute in der Mall unterwegs, als ich befürchtet habe, und durch die meisten Läden konnten wir einigermaßen entspannt gehen. Das lag auch daran, dass weder Megan noch ich irgendetwas dringend gebraucht haben. Da konnten wir einfach rumgehen und uns umschauen, was uns gefällt. Nur in einem Laden musste ich 20 Minuten für die Umkleidekabine anstehen und dann noch mal 25 Minuten zur Kasse.

Gut war auch, dass wir einige Zeit vor 12 Uhr da waren, weil viele Geschäfte die besten Angebote nur bis Mittag begrenz haben. Ein Laden, in dem wir waren, hatte zum Beispiel bis Mittag alles um 50% reduziert. Wieder andere hatten die Taktik, nicht die ganze Ware auf einmal reduziert zu verkaufen, sondern in Etappen: Jacken und Mäntel von 8 bis 10 Uhr, Hosen bis 12 Uhr, Unterwäsche bis 14 Uhr. Ob es wirklich Leute gibt, die dann drei oder mehr Mal in den gleichen Laden gehen?

Ich habe eine sehr gute Black-Friday-Ausbeute gemacht. Meine Highlights: Jeans für 14,50$ (ca. 11€) und zwei T-Shirts für jeweils 5$ (ca. 3,80€). Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass viele Geschäfte einfach nur auf den Black-Friday-Zug aufgesprungen sind und gehofft haben, dass die Leute in ihrem Shopping-Wahn gar nicht merken, dass sie nur versuchen, ihre alten Sachen loszuwerden, die keiner kaufen will. Fazit: Mit ein bisschen Verstand kann man gute Schnäppchen machen, ohne dass man sich am Abend vorher schon in die Schlange stellen muss!

Übrigens: Wer den Black Friday verpasst hat, aber trotzdem noch Lust auf Shopping hat: Der Montag nach Thanksgiving ist "Cyber Monday". An diesem Tag haben traditionell die Online-Shops wie Amazon und Ebay, aber auch die Geschäfte wie Macy's und andere auf ihren Internet-Seiten kräftig reduziert. Vielleicht ist dieser Trend ja auch nach Deutschland zu Amazon und Ebay geschwappt?

Freitag, 26. November 2010

Turkey Day

Gerade bin ich von meinem ersten amerikanischen Thanksgiving zurückgekommen. Aktueller Zustand: sehr erschöpft, müde und voll, voll und nochmals voll. :-)

Meine Mitbewohnerin Megan hat mich eingeladen, diesen amerikanischen Feiertag mit ihrer Familie in Somerset, New Jersey zu verbringen. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Gleich bei der Einladung hat sie noch gesagt, dass sie mich noch entsprechend auf ihre Familie vorbereiten muss: Die seien verrückt, laut, fluchen und streiten viel, haben sicher aber alle trotzdem sehr gern.

Bevor ich die komplette Familie kennengelernt habe, wurde ich noch mit einer anderen Thanksgiving-Tradition bekannt gemacht: dem Weggehen am Abend vorher. Anscheinend ist der Mittwoch vor Thanksgiving der größte Bar-Tag des Jahres. Vorbereitet haben wir uns, wie es sich gehört, beim "Pre-game", so heißt hier das Vorglühen. Ein unvorhergesehener Zwischenfall hat dann dafür gesorgt, dass es noch länger gedauert hat, bis wir uns in die Bar-Meuten stürzen konnten: Ich bin in die Bar, in die wir eigentlich gehen wollten, nicht reingekommen. Zum ersten Mal hier in Amerika, und das nicht etwa in einer super-tollen Bar in New York, sondern in einer ganz normalen Bar in New Brunswick (übrigens der Ort, in dem der Haupt-Campus von Rutgers ist). Der Türsteher wollte als ID nur amerikanische ID Cards oder - von Ausländern - einen Pass durchgehen lassen. Weder mein Personalausweis noch mein Führerschein haben ihn zufriedengestellt. Ich habe meinen Pass eigentlich nie irgendwo dabei, wenn ich hier unterwegs bin, und noch viel weniger, wenn ich am Abend weggehe. Ich hab Angst, dass ich den verlieren könnte und mich dann damit rumschlagen müsste, einen neuen zu bekommen. Und bis gestern hatte mit meinen deutschen IDs kein amerikanischer Türsteher ein Problem. Das war ziemlich ärgerlich, aber zum Glück waren wir ja in einem College Town, wo es noch ein paar mehr Bars gibt, die laut Megan sowieso alle gleich sind. Wir sind dann in die Olde Queens Tavern gegangen, wo wir uns mit unserer anderen Mitbewohnerin Alyssa und Freunden von ihr getroffen haben. Sie kommt nämlich auch aus der Nähe von New Brunswick. Positive Überraschungen an diesem Abend: günstige Getränke und eine günstige Taxifahrt zu Megan nach Hause.

Heute Mittag sind wir dann zum Haus von Megans Tante und Großeltern aufgebrochen. Als wir angekommen sind, standen die kleinen Snacks für den Nachmittag schon bereit - damit man auch ja nicht verhungert, während der Truthahn im Ofen brät. Es gab Popcorn Shrimp, Chips mit Guacamole, Cracker, Grissini, Käse, Oliven, Brot und vieles mehr. Genauso wie Bier, Wein und Cocktails schon am Nachmittag. Alkohol gehört nämlich auch zu einem traditionellen Thanksgiving dazu, wurde ich aufgeklärt. Und außerdem Football am Nachmittag. Megan und ihre Eltern haben gesagt, dass das so ziemlich das einzige ist, was an ihrem Thanksgiving traditionell ist.

Das Gute am Football schauen war, dass ich jetzt sogar einigermaßen die Regeln verstehe! Trotzdem muss ich sagen, dass ich nicht verstehen kann, wie man sich das so lange und so oft anschauen kann. Das Spiel ist in vier Quarters mit jeweils 15 Minuten eingeteilt. Trotzdem dauert so ein Spiel meistens mehr als drei Stunden, weil alle paar Sekunden die Zeit angehalten wird, weil jemand gefoult wurde oder die Spieler eine neue Formation zum nächsten Angriff bilden. Auf die Dauer wird das ganz schön langweilig.

Gut, dass es da Ablenkung in Form von "Shopping" gab. Ein Onkel von Megan hatte kistenweise Sachen dabei, die die ganze Verwandtschaft und ich durchsuchen sollten, ob etwas dabei ist, was uns gefällt. Das konnten wir dann behalten. Wenn ich kistenweise sage, dann übertreibe ich nicht! Das Zimmer, in das er die mindestens 15 Kisten gestellt hat und das eine Art zweites Wohnzimmer war, war voll mit Kisten, die wiederum voll mit Krimskrams waren: von einem kleinen Tischaquarium oder Goldfischglas über Schmuck und Glückwunschkarten bis zu Wanduhren und Schweißbändern war alles mögliche und unmögliche dabei. Ich habe nicht die leisteste Ahnung, wo er das ganze Zeug herhatte. Vielleicht hat er ja seinen Speicher ausgemistet? Die meisten Sachen waren kitschig oder komisch, aber ein paar Sachen habe ich doch "geshoppt": Ohrringe und Armbänder und einen touristisch-lustigen Stofftier-Affen, der ein I-Love-NY-Shirt trägt und seltsame Geräusche macht, die wohl Affenlaute sein sollen, die aber eher so klingen, als würde man ihn erstechen.

Am Abend gab es dann das Highlight des ganzen Tags: den Truthahn. Oder besser gesagt: die beiden Truthähne mit 19 und 23 Pfund. Die passen natürlich nicht beide auf einmal in den Ofen, deswegen war einer bei den Nachbarn im Ofen, die auch mit uns zusammen gefeiert haben. Zum Truthahn gab es verschiedene Füllungen, Mais, grünen Spargel, Kartoffelpüree, Maisbrot, Süßkartoffelkuchen mit kleinen Marshmallows oben drauf (sehr lecker!) und Cranberrysauce. Hungrig nach Hause gehen musste hier also keiner! Besonders, weil direkt danach noch Dessert aufgefahren wurde, das sich auch wirklich sehen lassen konnte. Ich habe Donauwellen gemacht und von den anderen gab es Schokokuchen, Apple Pie, Obst, Schokopudding mit Sahne, Himbeer-Cranberry-Torte, Möhrentorte und einen Nusskuchen. Außerdem noch alle möglichen Sorten von Cookies und Keksen.

Danach sind erst mal alle stöhnend auf die Couch gefallen und manche haben ein kleines Nickerchen gehalten, während nebenher immer noch Football lief und ich mich länger mit Megans Vater und ihren Cousinen und Cousins unterhalten habe. Die Thanksgiving-Feier war wirklich ein schönes Erlebnis: Ich habe erfahren, wie eine große, laute, nette, sehr gastfreundliche amerikanische Familie Thanksgiving feiert - ob das jetzt eher traditionell war oder nicht, kann ich nicht sagen, weil es ja das erste Mal ist, dass ich das erlebt habe. Aber das ist eigentlich auch egal. Wahrscheinlich ist es so wie Weihnachten bei uns, wo auch jede Familie ihre eigenen kleinen Traditionen hat, wie zum Beispiel bei uns das Raclette und danach Loriot im Fernsehen.

Jetzt muss ich aber ab ins Bett und mich noch geistig auf das Black-Friday-Shopping morgen vorbereiten. Was das ist, und was daran besonders ist? Dazu gibt es ein anderes Mal mehr.

Dienstag, 23. November 2010

New York City Marathon

Am 7. November hat hier der alljährliche New York Marathon stattgefunden. Der New York Marathon ist der größte Marathonlauf der Welt mit mehr als 38.000 Läufern und 12.000 Helfern an der Strecke. Und diese 38.000 Läufer sind nicht mal alle, die gerne mitlaufen würden! Man kann sich nämlich nicht einfach für den Marathon anmelden, wenn man Lust hat und die Herausforderung sucht. Damit die Veranstaltung logistisch noch einigermaßen überschaubar bleibt, ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Man kann sich als Läufer für eine Auslosung anmelden und, wenn man Glück hat, wird man ausgelost und kann mitlaufen. Die Chancen, dabei zu sein, stehen bei ungefähr 1:4. Wenn man das Pech hat, dass man drei Jahre hintereinander nicht ausgelost wird, bekommt man für das vierte Jahr einen garantierten Startplatz. Es kann also sein, dass man sich anmeldet und danach noch ganze drei Jahre trainieren und die Form halten muss, bis man endlich zum Zug kommt!

Zum Marathon-Schauen habe ich mich mit Martina, einer Fulbrighterin aus Österreich, und ihrem Freund Hakim an der Queensboro Plaza getroffen. Zuerst wussten wir gar nicht, ob der Marathon da überhaupt vorbeikommt. Wir wollten uns da erst treffen und dann weiterschauen. Der Treffpunkt war aber ideal: Schon von der überirdischen Subway-Station aus konnte man die Läufer sehen.


Die vielen Läufer waren wie ein nie endender Strom aus Menschen. Obwohl wir erst zwei Stunden nach dem Start dort angekommen sind, waren noch immer sehr, sehr viele Läufer auf der Strecke. Um diese Zeit waren die Profi-Läufer wahrscheinlich schon fast im Ziel - der Weltrekord im Marathon liegt bei 2:03:59. Ich war erstaunt, wie fit die meisten Läufer noch ausgesehen haben. Wir standen immerhin ungefähr bei Kilometer 24, da hatten sie also schon mehr als die Hälfte hinter sich.


Besonders interessant war es, die Leute anzuschauen, die mitgelaufen sind. Die meisten hatten ihren Namen auf den T-Shirts und Trikots, so dass Zuschauer sie überall anfeuern können, nicht nur an den wenigen Stellen an der Strecke, wo tatsächlich jemand steht, der sie kennt. Neben uns standen ein paar Leute, die ziemlich oft jemanden mit Namen angefeuert haben. Da habe ich mich am Anfang noch gewundert, wie viele Leute die da kennen!


Außerdem waren Leute aus allen Teilen der Welt dabei. Viele hatten ein "Erkennungszeichen", woher sie kommen: eine kleine Flagge auf dem T-Shirt, eine Flagge hinter dem Ohr, den Namen des Landes auf dem T-Shirt oder sie waren ganz in die Flagge gehüllt - da frage ich mich auch, wie man damit 42 Kilometer laufen kann! Ganz viele Italiener und Franzosen sind mit aufgefallen. Entweder das waren wirklich so viele oder sie haben einfach nur so auffällig ihren Nationalstolz gezeigt. Und sogar ein Bayer war dabei!


Manche Leute wollten auch besonders auffallen oder hatten vielleicht eine Wetter verloren: Ich habe Läufer in orangen Ganzkörperkostümen gesehen, mit großen Plüsch-Hühnern auf dem Kopf und sogar in einem riesigen und sicher sehr schweren Nashornkostüm. Es ist mir ein Rätsel, wie man damit überhaupt laufen kann, ganz abgesehen von 42 Kilometern. Neben diesen verrückten Kostümen war es auch schön zu sehen, dass der Marathon eine sehr inklusive Veranstaltung ist. Es waren Teilnehmer dabei, die die Strecke im Rollstuhl gefahren sind, und Läufer aus wirklich allen Altersgruppen. Das folgende Bild zeigt den Kontrast von jung und alt:


Ganz in der Nähe von dort, wo wir länger standen und den Läufern zugeschaut haben, sind sie auf die Queensboro Bridge gelaufen, die hinüber nach Manhattan führt. Da hat man richtig gut gesehen, wie viele Leute das sind und wie schnell selbst die noch laufen, die nicht in der Spitzengruppe der Profi-Läufer dabei sind.


Wer jetzt Lust bekommen hat, den Marathon nächstes Jahr zu laufen: Bis dahin sind noch 49 Wochen Zeit, um zu trainieren, und die Anmeldung für nächstes Jahr ist schon eröffnet!

Ausflug und Geschichtsstunde

Gestern habe ich einen Ausflug nach Hyde Park, New York gemacht. Hyde Park ist der Geburtsort von Franklin D. Roosevelt, dem 32. Präsident der USA. Sein Geburtshaus in Hyde Park ist heute ein Museum. Auf dem Anwesen gibt es außerdem noch die Franklin D. Roosevelt Presidential Library and Museum.



In diesem Haus mit unglaublichen 33 Zimmern und 9 Bädern wurde Roosevelt 1882 geboren. Auch später als Präsident lebte er hier noch mit seiner Frau Eleanor, seinen Kindern und seiner Mutter Sara.


Praktisch für die First Lady Eleanor war, dass sie ihren Namen nicht ändern musste, als sie Roosevelt heiratete - sie hieß nämlich auch vorher schon Roosevelt und war eine Nichte vom früheren Präsidenten Teddy Roosevelt.


Zwischen vielen Reisen und Terminen als Präsident kam Roosevelt immer wieder gerne nach Hyde Park zurück. Kann man gut verstehen, schließlich ist die Landschaft im Hudson River Valley wirklich schön.


Die Presidential Library in Hyde Park ist die erste Bibliothek, die ein US-Präsident eingerichtet hat, und sie ist bis heute die einzige, die ein Präsident tatsächlich zu seinen Lebzeiten benutzt hat. Darin befinden sich viele, viele Bücher, historische Dokumente aus 12 Jahren Amtszeit als Präsident und historische Möbel und Andenken. Und die Original-Einrichtung aus dem Oval Office im Weißen Haus, wie sie Roosevelt benutzt hat. Besonders interessant ist der riesengroße Globus, der neben dem Schreibtisch steht.


Roosevelt war einer der liberalsten und progressivsten Präsidenten in der Geschichte Amerikas. Seine Präsidentschaft ist für den New Deal bekannt, das Mammutprogramm, mit dem er die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise nach 1929 bekämpfte. Er führte als erster Präsident ein Sozialversicherungssystem ein.


Außerdem bekämpfte er Arbeitslosigkeit mit verschiedenen Arbeitsbeschaffungsprogrammen unter dem Dach der Works Progress Administration. Die Arbeiter in diesen Programmen errichteten zum Beispiel die Golden Gate Bridge in San Francisco. So schließt sich der Kreis aus den Orten, die ich hier in Amerika schon gesehen habe.

Interessant ist, dass die Works Progress Administration auch viele Künstler einstellte. Dazu gab es gestern auch eine Podiumsdiskussion in Hyde Park. Im New Deal für Künstler haben Schriftsteller Reiseführer und Geschichtsbücher über alle 48 Staaten der USA geschrieben (Hawaii und Alaska waren damals noch keine Staaten) und Theater- und Musikgruppen traten im ganzen Land auf.


Roosevelt war der einzige Präsident der USA, der mehr als zwei Amtszeiten hatte. Er brachte es sogar auf ganze vier. Nachdem während seiner zweiten Amtszeit der Zweite Weltkrieg in Europa ausgebrochen war, entschied er sich, zum dritten Mal zu kandidieren. Die Amerikaner fanden, dass man in so einer Krise besser keinen neuen Präsidenten wählen sollte und wählten Roosevelt zum dritten Mal ins Amt. Vier Jahre später, als wieder eine Wahl anstand, waren die USA mitten im Krieg und dachten sich, dass es auch in dieser Situation besser ist, keinen neuen Mann ans Steuer zu lassen. So verhalfen sie ihm zu einer vierten Amtszeit. Das Ende des Kriegs erlebte Roosevelt jedoch nicht mehr. Er starb ein paar Wochen, bevor der Krieg in Europa endete.


Durch seine lange Präsidentschaft war Roosevelt ungewöhnlich mächtig. Von Kritikern wurde er deswegen mit Königen verglichen, die bis zu ihrem Lebensende an der Macht bleiben. Heute kann kein amerikanischer Präsident mehr als ein Mal wiedergewählt werden. Nach Roosevelts Tod wurde 1951 das 22. Amendment zur US-Verfassung hinzugefügt, das die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Amtsperioden beschränkt.


Und bei all dem war New York City auch noch mit dabei - in dem Restaurant, in dem wir zum Mittagessen waren, an der Wand.