Donnerstag, 19. Mai 2011

Lena im Zentrum der Macht

Jetzt, wo das Semester vorbei ist, habe ich wieder ein bisschen mehr Zeit, ein paar Blogeinträge zu schreiben, die ich schon zu lange verschoben habe oder die schon länger als Entwürfe in meinem Blog schlummern. Einer meiner Ausflüge, über den ich schon lange schreiben wollte, war mein Besuch bei Anne in Washington, D.C. Im Februar bin ich für vier Tage nach Washington gefahren, um dieses Ziel auch endlich auf meiner Liste abzuhaken. Anne war von September bis März für sechs Monate als Au-pair dort. Sie hat über ihre Erlebnisse übrigens auch einen Blog geschrieben.


Netterweise hat mich Anne eingeladen, die Tage bei ihr und der Familie zu verbringen. Annes Gastfamilie besteht aus den Eltern John und Tessa und ihren Kindern Hugo und Maggie. Im Vergleich zu vielen anderen Au-pairs, die von ihren Familien richtig ausgenutzt werden, hat Anne sehr viel Glück gehabt. Die Eltern sind total nett, die Kinder brav und sie hat auch am Abend und am Wochenende meistens frei. Und außerdem wohnt die Familie in einer sehr schönen Gegend der Stadt nur ein paar Blocks vom Capitol entfernt. 


Als ich in D.C. angekommen bin, habe ich mich zuerst mit einer von Couchsurfing zum Mittagessen getroffen, weil ich noch nicht gleich zu Anne konnte. Sie hat an dem Tag nämlich Begleitperson beim Schulausflug von einem der Kinder gespielt. Und wohin macht ein Kind aus Washington einen Ausflug? Ja genau, ins Weiße Haus! Da konnnte die Anne also rein, Glück gehabt! Danach hat sie mich abgeholt und wir haben die Sachen zu ihr nach Hause gebracht. Und ich hatte sogar noch mehr Glück, denn der Mieter der Basement-Wohnung im Haus der Gastfamilie war kurz vorher ausgezogen. Und die Wohnung sollte möbliert vermietet werden, aber sie hatten noch keinen neuen Mieter. Deshalb hatten wir dann für vier Tage eine ganze Wohnung fur uns.


Von dort sind wir dann zur Library of Congress aufgebrochen, das ist die größte Bibliothek der USA. Die ist wirklich riesig und wunderschön. Da gibt es nicht nur Millionen von Büchern zu Bestaunen, sondern auch noch verschiedene Ausstellungen und schöne Räume, die toll verziert sind. Man kann auch eine Gutenberg-Bibel und eine Kopie der Magna Charta bestaunen. Die Bibliothek ist so groß, dass sich Anne darin verlaufen hat. Als wir rausgeworfen wurden, weil in D.C. überall um 17 Uhr die Gehsteige hochgeklappt werden, war ich gerade in einem Ausstellungraum und Anne hatte sich vorher mal auf den Weg zum Klo gemacht. Und als ich dann raus musste, hat es noch ganz schön lang gedauert, bis sie auch wieder da war. Danach sind wir noch am Capitol und am Supreme Court vorbei gegangen. Die waren natürlich auch schon geschlossen, war ja schon spät. Aber das war ja auch erst mein erster Tag dort.


Am Abend sind wir dann auf eine Party zu einer von Annes Au-pair-Freundinnen gegangen, deren Gastfamilie nicht da war. Da habe ich mich dann im Beer Pong versucht und ich habe mich sogar ganz gut angestellt. Vorher waren wir noch in einem mexikanischen Restaurant gegessen. Da waren wir alle nach der Vorspeise schon satt, weil es da Tortilla-Chips mit leckerer Salsa gegeben hat, die immer wieder aufgefüllt wurden.


Am nächsten Tag haben wir uns in einer kleinen süßen Bäckerei in der Nähe von Annes Haus für das anschließende Sightseeing gestärkt. Zuerst haben wir eine kostenlose Führung durchs Capitol gemacht. Dabei haben wir einen hochpatriotischen Film über die amerikanische Geschichte geschaut, viel über den Bau und die Bedeutung des Capitol erfahren und die weltberühmte Kuppel sehr, sehr oft fotografiert. Außerdem habe ich fast noch mehr Fotos von dem Gemälde 'The Baptism of Pocahontas' gemacht. Dieses Bild haben wir im ersten Semester Amerikanistik besprochen und es hat sich toll angefühlt, das in echt zu sehen! Danach sind wir in die National Gallery of Art gegangen und haben uns Gemälde und Skulpturen angeschaut.


Anschließend ging es eine Straße entlang, die mich irgendwie sehr an München erinnert hat. Da war alles sehr, sehr sauber und links und rechts standen lauter griechisch-römisch anmutende Prachtbauten. Am Ende der Straße hat uns das American History Museum gelockt. Das war übrigens auch wie alle anderen Museen der Smithsonian Institution kostenlos. Wenn man eine günstige Übernachtungsmöglichkeit hat und sonst auch nicht so viel ausgibt, kann man in Washington also wirklich billig Urlaub machen. Im Museum waren tolle Sachen ausgestellt: ein altes Haus, über dessen Bewohner man etwas erfahren hat, die Kleider der First Ladies bei der Amtseinführung der Präsidenten und die Original-Flagge, die Francis Scott Key zum Schreiben der amerikanischen Nationalhymne inspiriert hat.


Zum Abschluss der Sightseeing-Tour haben wir uns dann noch auf den Weg zum Weißen Haus gemacht. Das ist schon beeindruckend, wenn man das in echt sieht! Wirklich groß ist es, schön weiß natürlich und unglaublich gut bewacht. Mit dem Auto vorbeifahren darf man nicht und auf dem Dach oben laufen schwarz gekleidete Scharfschützen rum. Wenn das schon so offensichtlich ist, wer weiß, was es da im Verborgenen noch alles gibt: Geheimgänge und so weiter? Um unsere Füße nach dem langen Tag etwas zu entspannen, sind wir dann noch ins Kino gegangen.


Am nächsten Tag sind wir am Vormittag in den Zoo gegangen, der dank Smithsonian auch kostenlos ist. So etwas habe ich noch nie erlebt, dass man in einen Zoo einfach so hineinspazieren kann. Zoos sind toll! Es macht mir immer wieder Spaß, in einen zu gehen. Und dort habe ich auch ein Tier gesehen, das ich vorher noch nicht kannte: einen roten Panda. Der sieht allerdings weniger wie ein Panda aus, aber dafür mehr wie eine Mischung aus einer flauschigen Katze, einem roten Fuchs und einem Teddy-Bär. Sehr süß auf alle Fälle!


Danach sind wir noch mal zur National Mall gegangen und haben dort alle Monuments und Memorials abgeklappert. Das war ein ganz schön langer Marsch, denn die Mall ist umgefähr vier Kilometer lang. Wir haben die Memorials für den Ersten und den Zweiten Weltkrieg und für den Vietnam-Krieg besichtigt. Und danach sind wir die Treppen zum Lincoln Memorial hochgespurtet. Dieses Memorial ist wie ein Tempel. So wird also Geschichte zelebriert in einem Land, das immer nur eine Demokratie war und keine Könige und Cäsaren zu verehren hat. Zu guter Letzt haben wir noch am Washington Monument viele Spring-Fotos gemacht. Ich muss gestehen, dass ich das Monument überhaupt nicht schön finde. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum die Amerikaner einer Person, die sie so verehren, so ein Monument gebaut haben...


Anschließend hatten wieder einmal wunderbares Essen bei einem Thailänder. Dort hatten wir absolut leckeres Thai-Curry. Danach konnten wir uns nur noch auf 'unsere' Couch unten in der Wohnung legen, die Füße hochlegen und uns beim Fernsehen entspannen. Wir haben uns 'Liebe hat keine Ferien' angeschaut und festgestellt, dass sogar die relativ harmlosen Liebesszenen in diesem Film für das amerikanische Fernsehen um 20 Uhr zu viel sind. Die waren nämlich alle herausgeschnitten.

Am nächsten Tag habe ich mich nach einem guten Frühstück auf den Rückweg gemacht. Und wieder einmal habe ich mich gefreut, das es hier so üblich ist, mit dem Bus zu verreisen. Die Busfahrt hat hin und zurück nur 30 Dollar gekostet und der Greyhound-Bus war groß, komfortabel mit viel Beinfreiheit und pünktlich. Das war ein sehr gelungener Urlaub, besonders auch dank Anne und dem tollen sonnigen Wetter, das wir hatten.

1 Kommentar:

  1. Also erstens: ich hab mich nicht wirklich verlaufen,der Gang ging bloß einmal rundum und das war lang. (Naja, vielleicht doch ein bisschen verlaufen, aber nicht im typischen Sinn^^)
    Und zweitens: Es war ein sehr schönes Wochenende und ich hab mich gefreut, dass du mich im schönen DC besuchen kamst! :)

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