Donnerstag, 14. April 2011

Tagesausflug nach Philadelphia

Ende Februar bin ich mit meiner Mit-Fulbrighterin Gergana für einen spontanen Tagesausflug nach Philadelphia gefahren. Philadelphia liegt nur ungefähr 150 Kilometer von New York weg; in zwei Stunden Autofahrt ist man da. Perfekt also für einen Freitagsausflug nach einer langen Uniwoche! Einmal mehr habe ich mich darüber gefreut, dass es dank zahlreicher Angebote und Konkurrenz im Nordosten der USA so leicht und günstig ist, mit dem Bus zu verreisen. Für unsere einen Tag vorher gebuchte Busfahrt haben wir bei Megabus gerade mal $19 pro Person bezahlt - das sind bei dem aktuellen Dollarkurs ungefähr 13 Euro! Das sollte in Deutschland mal endlich einer nachmachen!

In Philadelphia gibt es viel Historisches zu sehen. Die Stadt war die Hauptstadt der USA, während Washington, D.C., geplant und gebaut wurde. Außerdem wurde in Philadelphia die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben. Ich war sehr überrascht, als ich nach meinem Auflug gelesen habe, dass Philadelphia mit 1,5 Mio. Einwohnern die fünftgrößte Stadt der USA ist. Irgendwie haben wir es trotzdem geschafft, alles, das uns in der Stadt interessiert hat, an einem Tag zu sehen - und das noch dazu ohne eine einzige Fahrt mit der U-Bahn! Ich kann die Stadt also auch für einen Tagesausflug bedenkenlos weiterempfehlen, besonders, wenn man sich dazu so schönes Frühlingswetter aussucht wie wir!

Wir hatten Glück, dass unser Bus direkt im historischen Zentrum von Philadelphia angehalten hat. Da wir noch nicht richtig geplant hatten, was wir alles anschauen wollen, sind wir zuerst ins Independence Visitor Center gegangen. Dort haben wir uns als erstes einen sehr patriotischen, aber ziemlich gut gemachten Film über die Unabhängigkeitserklärung und den Unabhängigkeitskrieg angeschaut. Danach haben wir uns mit allerlei Stadtplänen und Broschüren bewaffnet und uns daran gemacht, die ersten historischen Stätten zu erkunden. Direkt gegenüber liegt das President's House Memorial an der Stelle, wo einst das Haus des ersten Präsidenten der USA, George Washington, stand. Das Memorial erinnert an die Sklaven, die damals im und am Haus gearbeitet haben.


Direkt dahinter steht das Gebäude, in dem die Liberty Bell steht. Das ist die Glocke, die 1776 geläutet wurde, um das Verlesen der Unabhängigkeitserklärung anzukündigen und zu feiern. Um zur Glocke zu gelangen, muss man erst mal am sehr unfreundlichen Security-Check vorbei. Dort wurden nicht nur unsere Handtaschen bis in die kleinste Ecke durchsucht, sondern wir mussten uns auch noch anmeckern lassen, wo wir denn herkommen und ob wir noch nie Security gesehen haben, weil wir nicht gleich von Anfang an unsere Jacken ausgezogen haben, damit man auch sehen kann, dass wir da keine Knarren drunter haben. Überhaupt musste ich, glaube ich, noch in keiner amerikanischen Stadt an so vielen Security-Checks vorbei wie in Philadelphia.


In der Nähe der Liberty Bell stehen viele schöne alte rote Backsteinhäuser, die alle eine historische Bedeutung haben. Mit so viel Geschichte habe ich allerdings ein wenig den Überblock verloren, was genau was ist. Eines davon ist die Independence Hall, in der die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben wurde und über die Verfassung der USA debattiert wurde.


Daneben befindet sich sozusagen der Vorläufer des Kapitols in Washington, D.C.: der erste Sitz von Senat und Repräsentantenhaus der USA.


Danach sind wir zu ein paar schönen Plätzen, Straßen und Häusern spaziert.




Mittags haben wir uns mit Irina getroffen, einer anderen Bulgarierin, die Gergana von ihrer Orientation in Bulgarien kannte. Zusammen sind haben wir uns auf den Weg ins Chinatown gemacht, das im Vergleich zu dem in New York sehr, sehr klein ist. Eigentlich besteht es nur aus einer einzigen Straße. Danach haben wir zur Belohnung für den ganzen langen Weg, den wir schon gegangen sind, ein leckeres Philly Cheesesteak gegessen. Schlau, wie wir sind, haben wir uns zum Glück zu zweit nur eines bestellt - das hat uns mit den Pommes, die es dazu gibt, auch völlig gereicht!


Dann haben wir uns auch schon auf den Weg zum Phildelphia Museum of Art gemacht. Unterwegs am Benjamin Franklin Parkway stehen jede Menge historische und Gebäude und Museen. Außerdem hängen links und rechts von der Straße die Flaggen aller Länder der Welt.



Vor dem Museum steht ein Brunnen mit allerlei Statuen, den wir für uns entdeckt haben. Ich glaube, wir sind eine halbe Stunde lang darauf rumgeklettert und haben Fotos gemacht.


Natürlich haben wir es uns auch nicht nehmen lassen, wie Rocky im Film die Treppen vor dem Museum hochzulaufen. Das sind aber ganz schön viele Treppen - da kann es schon mal passieren, dass man den Überblick verliert und stolpert. Und wem ist das natürlich passiert? Richtig, mir. Hab mir aber nicht wehgetan, sondern habe mich im Gegenteil gleich wieder aufgerappelt und bin weitergelaufen!

 

Von oben hat man einen schönen Blick auf Downtown Philadelphia mit der City Hall und einem Hochhaus, das mich sehr an das Chrysler Building in New York erinnert. Dort sind wir hingegangen, nachdem wir uns vor dem Museum von unserem Treppenspurt ausgeruht hatten.


Dank Gergana haben wir dann noch ein verstecktes Kunstwerk entdeckt: die Philadelphia Magic Gardens. Das ist so etwas Besonderes, das ich gar nicht so recht weiß, wie ich es beschreiben soll. Am Besten sollte man es sich selbst anschauen. Wer gerade nicht in der Nähe von Philadelphia wohnt, kann sich ja stattdessen an meinen Bildern erfreuen. So viel sei gesagt: die Magic Gardens sind ein riesiges Gesamtkunstwerk, ein Mosaik, das sich über zwei Stockwerke in einem Haus und einen angrenzenden Außenbereich erstreckt, in dem man durch Mosaik-Tunnels, über Mosaik-Böden, zwischen Mosaik-Mauern und über Mosaik-Brücken gehen kann.



Danach haben wir den Abend gemütlich in einem deutschen Restaurant ausklingen lassen, dass uns jemand ganz am Anfang des Tages im Independence Visitor Center empfohlen hatte. Ich war zuerst ein bisschen skeptisch, weil das eine deutsche Restaurant, in dem ich davor in New York war, sich als ziemlicher Reinfall entpuppt hat. Die leckeren Käsespätzle und ein kühles Bier haben mich dann aber schnell wieder überzeugt!


Gergana und ich haben auf unserem Ausflug festgestellt, dass wir sehr gut miteinander reisen können, weil wir uns immer einig sind, wohin wir gehen wollen, wie lange wir da bleiben wollen und einfach, weil wir uns super verstehen. Deswegen mache ich auch meine nächste Reise mit ihr: nächste Woche nach Chicago. Also: Stay tuned!

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