Samstag, 16. April 2011

Lena's State of Mind

Jetzt bin ich schon so lange in Amerika, dass es ja schon fast wieder Zeit für die Abreise ist. Am 11. April sind meine Mama und meine Tante nach zehn Tagen Besuch bei mir wieder nach Hause geflogen - und da war es noch genau einen Monat bis zu dem Tag, an dem hier die Uni für mich vorbei ist: am 11. Mai. Mittlerweile sind es nicht mal mehr vier Wochen bis dahin. Ich kann es wirklich kaum glauben, dass die Zeit so schnell vergangen ist.

Ich weiß noch gar nicht so recht, was ich darüber denken soll. Ich freue mich einerseits natürlich sehr auf Deutschland und vor allem auf die Leute, die ich dort vermisse (auf einen ganz besonders!). Andererseits weiß ich auch, dass mir der Abschied von hier und von den Leuten, die ich hier lieb gewonnen habe, schwer fallen wird. Meine Gefühle ändern sich ja schon beim Schreiben dieses Posts.

Bis gestern war auch noch nicht wirklich klar, wann ich genau zurückkommen werde. Mein ursprünglicher Plan war genau das, was ich jetzt mache: hier zwei Semester zu studieren, dann noch einen Monat durch die USA zu reisen und dann nach Deutschland zurückzukommen. Irgendwann habe ich angefangen, mit dem Gedanken zu spielen, hier noch ein Praktikum zu machen. Ich habe aber sehr lange gebraucht, bis ich mich entschieden habe, ob ich wirklich noch länger bleiben will. Mir gefällt es hier sehr gut, New York ist toll, die Uni in Newark ist auch klasse und ich habe nette Leute kennengelernt. Trotzdem habe ich gerade auch im zweiten Semester immer wieder Heimweh gehabt. Bevor ich nach Amerika gekommen bin, dachte ich eher, dass ich am Anfang Heimweh habe und sich das dann nach und nach legt und irgendwann gar nicht mehr kommt. Es war dann aber so, dass es eigentlich ein Auf und Ab ist. Es war nie so, dass ich mir gedacht hätte, mir reicht es hier, ich will sofort nach Hause; aber doch so, dass ich mich bereit gefühlt habe, im Juni wieder zurückzugehen.

Und so habe ich hin- und herüberlegt und mich dann doch für ein paar Praktika hier beworben. Ich wollte die Chance, wenn ich jetzt schon mal hier bin, nicht ungenutzt lassen und es wenigstens versuchen. Letztendlich habe ich dann wohl zu lange gewartet und überlegt und mich erst zu spät beworben, denn ich habe kein Praktikum gefunden. Oder besser gesagt: Ich habe keine Antworten bekommen. Ablehnungsschreiben sind hier offensichtlich unüblich und werden als unwichtig eingestuft. Das lässt einen als Bewerber dann mit dem unangenehmen Gefühl in der Luft hängen, dass man irgendwann entscheiden muss, was man mit dem Sommer anfangen will, es gleichzeitig aber sein kann, dass man gleich am nächsten Tag angerufen wird, weil man ein aussichtsreicher Kandidat für eine Stelle ist. Die einzige Reaktion, die bisher kam, war eine computergenerierte Absage, dass ich nicht die Qualifikationen für die Stelle erfülle. Die E-Mail kam aber genau zwei Minuten, nachdem ich die elektronische Eingangsbestätigung für die Bewerbung bekommen hatte. Ich vermute mal, dass mich das System automatisch rausgefiltert hat, weil ich auf die Fragen "Are you a U.S. citizen or green card-holder?" und "Are you permanently authorized to work in the U.S.?" mit nein geantwortet habe - alle anderen formalen Anforderungen, die das System so schnell überprüfen kann, habe ich nämlich erfüllt. Viele andere internationale Studenten haben Ähnliches berichtet. Die einzige andere internationale Studentin, die ich kenne, die ein Praktikum gefunden hat, wird dafür nicht bezahlt - und das in einer Stadt mit Lebenshaltungskosten wie New York! Und so etwas habe ich schon im Voraus ausgeschlossen. Ich wollte mit einem Praktikum hier ja nicht reich werden, aber wenigstens die Kosten sollte es im Großen und Ganzen decken. Das Ende vom Lied war, dass ich mir einfach selbst eine Frist gesetzt habe, bis zu der ich noch Follow-Up-E-Mails rausgeschickt habe, um vielleicht doch noch eine Reaktion zu bekommen. Und da bis gestern keine einzige Reaktion gekommen ist, habe ich mich entschieden, dass ich es nicht weiter versuche und nach dem 11. Mai einfach auf große Reise gehe und dann im Juni zurückkomme.

Und das ist bei Weitem nicht das Schlechteste! Im Gegenteil, ich freue mich jetzt wahnsinnig, mehr Gewissheit zu haben und bald loszureisen - das ist ja das, was ich von Anfang an geplant hatte: zu reisen und dann im Anschluss in Deutschland ein Praktikum zu machen. Vor allem freue ich mich, weil ich schon zwei sehr nette Reisepartnerinnen habe. Das sind Anja und Steffi, die in Lawrence, Kansas, studieren. Die beiden habe ich letztes Jahr bei der Fulbright-Orientation in Berlin kennengelernt, und irgendwann haben wir den Plan geschmiedet, zusammen zu verreisen. Die Route steht noch nicht genau fest. So viel kann ich aber schon verraten: Wir werden von Lawrence aus in Richtung New Orleans starten, dann nach Westen nach Texas und zum Grand Canyon fahren, und uns dann auf den langen Weg die ganze Westküste hinauf machen. Über Vorschläge, was wir dort alles anstellen sollen, und für weitere Zwischenstopps freuen wir uns!

Und bevor es dorthin losgeht, habe ich ja hier noch ein paar Wochen Uni zu absolvieren.
An die Uni habe ich mich hier wirklich sehr gut gewöhnt. Im ersten Semester habe ich zwar auch alles gut und rechtzeitig geschafft, aber das war schon manchmal sehr, sehr stressig. Spätestens dieses Semester bin ich wirklich gut im amerikanischen Uni-Betrieb angekommen und ich weiß viel besser als am Anfang, wie ich meine Zeit einteilen muss, um unzählige Bücher und Papers für die Seminare, noch mehr Bücher für meine eigenen Projekte, Teamarbeiten und Präsentationen unter einen Hut zu bringen. Auch letztes Semester habe ich viel neben der Uni in New York und Umgebung unternommen, bin zu kulturellen Events gegangen, habe mich mit Freunden getroffen und bin weggegangen. Manchmal hat darunter dann aber schon der Schlaf oder der Kontakt mit Freunden zu Hause gelitten (Entschuldigung an dieser Stelle!). Dieses Semester hingegen habe ich das Gefühl, dass ich mehr unternehme, viel mehr verreise, meine zahlreichen Besucher aus Deutschland unterhalten kann, mich mehr ausruhen kann und trotzdem noch gut an der Uni sein kann. Hoffentlich hält das die nächsten Wochen auch noch so an!

Bis zum Ende des Semesters muss ich noch drei Arbeiten schreiben - jeweils eine in jedem meiner drei Kurse "Immigration and Performace", "Race and Sexual Politics in the Modern U.S." und "Sociology of Urban Education". Zwei kürzere Papers und ein längeres habe ich schon geschrieben. Und viele Präsentationen gehalten.

Abgesehen von der Uni habe ich auch noch einiges geplant: eine Twilight Cruise um Manhattan herum mit One to World, einen Besuch als Lehrerin in einer New Yorker Schule im Rahmen des Global Classroom Program, eine Fahrradtour mit diesmal wirklich blühenden Kirschbäumen, einen Besuch und ein Briefing über die aktuelle Situation in Libyen im UNO-Hauptgebäude, ein Ausflug in den Bronx Zoo und nicht zuletzt auch noch eine Reise nach Chicago. Das werden auf alle Fälle noch spannende und erlebnisreiche Wochen hier!

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