Montag, 21. Februar 2011

Von Alligatoren und einem Sumpf, der keiner ist

Von Miami aus habe ich einen Tagesausflug in die Everglades gemacht. Die Everglades sind ein großes subtropisches Naturgebiet und der drittgrößte Nationalpark der USA. Das habe ich mir natürlich nicht alles angeschaut. Ich bin in den Gator Park gefahren, wo ich eine Fahrt mit einem ziemlich coolen Propellerboot gemacht habe und viel über Alligatoren gelernt habe.

Die Bootsfahrt war ziemlich touristisch, aber hat sehr viel Spaß gemacht. Man sitzt in dem Boot und hinten auf seinem Chefsessel der Guide, der wegen des lauten Propellers schon mal vorsichtshalber Ohrstöpsel verteilt.


Und dann schippert man gemütlich los über das, von dem ich dachte, dass es ein Sumpf ist (wie alle anderen übrigens auch). Das Gewässer ist aber gar kein Sumpf, sondern ein Fluss, der extrem langsam fließt und sehr flach ist: Er ist nur 30-50 cm tief und kommt am Tag nur 400 Meter weit. Kein Wunder, dass das wie ein Sumpf aussieht!


Während man so langsam vor sich hinfährt, kann man die Natur und die Tierwelt genießen.


Unterwegs sieht man sehr viele große Vögel, zum Beispiel Reiher und Pelikane. In dem flachen, fast stehenden Wasser können die wunderbar fischen.


Und natürlich heißt der Gator Park nicht umsonst Gator Park: Man kann ja auch noch Alligatoren in freier Wildbahn sehen. Aber nur, wenn der Guide einen darauf aufmerksam macht. Die sind nämlich wirklich gut getarnt und gar nicht so leicht zu entdecken. Farblich heben sie sich von der Umgebung kaum ab und außerdem stecken sie meistens nur die Schnauze aus dem Wasser raus, so dass man den Rest vom Tier gar nicht sehen kann. Wenn der Guide dann einen Alligator vor allen anderen erspäht und den Leuten zeigt, wo er ist, lehnen sich alle aus dem Boot und versuchen, ein gutes Foto zu ergattern. Kleiner Hinweis: Der Alligator ist im Bild links neben der schwarzen Kapuze.



Auf dem Gelände des Gator Parks gibt es auch noch andere Tiere zu entdecken: Pfaue. Ich habe vorher noch gar nicht gewusst, wie die von hinten aussehen.


Auch Baby-Alligatoren habe ich entdeckt, wie sie schlafen und übereinander liegen. Sind die nicht süß?


Danach gab es noch eine Alligator-Show. Da hat ein Gator-Park-Angestellter uns viel Interessantes über Alligatore erzählt und uns gezeigt, wie "Alligator-Wrestling" funktioniert. Alligator-Wrestling ist eine Strategie, wie man sich verteidigen kann, wenn man so einem Vieh in freier Wildbahn begegnet. Bekannt dafür sind die Miccosukee-Indianer, die in den Everglades leben. Das funktioniert so: Alligatoren haben Augen wie Pferde, mit denen sie nur auf der Seite sehen können, aber nichts, was direkt vor oder hinter ihnen passiert. Deswegen muss man sich dem Alligator von hinten nähern und sich dann schnell mit vollem Körpereinsatz auf das Tier stürzen, damit man die Pfoten festhalten kann und er nicht weglaufen kann. Und dann kommt das Beste: Man muss dann dem Alligator nur noch die Augen zuhalten. Wenn die Augen geschlossen sind und es dunkel ist, wird das Tier automatisch ganz entspannt und nach einer halben Minute oder so kann man sich dann aus dem Staub machen.


Die schlausten Tiere scheinen Alligatoren wirklich nicht zu sein. Was ich auch noch interessant fand: Weil die Alligatoren ja direkt vorne nichts sehen können, kann man seine Hand in das weit geöffnete Maul strecken, ohne dass man gebissen wird. Aber Achtung: Sobald man etwas im Maul berührt, sei es die Zunge, der Gaumen oder die Zähne, kapiert er das natürlich und schnappt sofort zu. Das hat uns der Alligator-Wrestler sehr eindrucksvoll mit einem Stecken vorgeführt. Als Reptilien sind Alligatoren wechselwarm. Und wenn es relativ kühl ist, so wie an dem Tag, an dem ich im Gator Park war, werden sie ganz langsam und steif und können sich nicht so gut bewegen.


Was sie an Intelligenz einbüßen, machen sie aber mit Kraft wieder gut. Wenn er dann mal zuschnappt, der Alligator, dann macht er das mit einem Druck von 140 kg pro Quadratzentimeter! Im Übrigen sind Alligatoren von allen Tieren, die heute auf der Erde leben, diejenigen, die am nächsten mit Dinosauriern verwandt sind. Darüber habe ich mir vorher noch nie Gedanken gemacht, aber es ist schon ziemlich einleuchtend. Irgendwie sehen sie ja wirklich wie irgendwelche urzeitlichen Tiere aus.

Ich habe mich aber am Ende meines Besuchs in den Everglades doch noch sehr gut mit ihnen angefreundet...

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