Freitag, 1. Oktober 2010

Amerikaner und ihr Bild von Deutschland

Was denken die Amerikaner über Deutschland und die Deutschen? Bier, Sauerkraut, Lederhosen, Angela Merkel, Berge, Volkswagen? Teilweise...

Als letzte Woche mein Koffer aus Deutschland mit dem Dirndl drin ankam, habe ich das gleich meinen Mitbewohnerinnen gezeigt. Sie fanden es alle sehr schön, aber eine hat gefragt, ob das ein normales Alltagskleid ist. Sie hat aber schon vermutet, dass nicht. Ich habe ihr dann erklärt, dass wir das natürlich nicht immer tragen und auch nicht in allen Teilen von Deutschland. Ich habe ich mir dann gedacht, woher soll sie es auch wissen. Ich weiß ja auch nicht, ob in Indien ein Sari für den Alltag oder für besondere Anlässe ist.

A propos Dirndl: Wenn ich erzähle, dass ich aus München komme, kommt in 80 Prozent der Fälle im nächsten Satz, den die Amis sprechen, die Wörter "Oktoberfest" oder "beer" vor. Jaja, so ist das mit den Bayern in der Welt - überall werden sie nur auf Bier und die Wiesn reduziert. ;-) Ich wurde schon ziemlich oft gefragt, wie mir das amerikanische Bier schmeckt (schlecht!) und ob wir wirklich Bier aus Masskrügen trinken (ja!). Viele erwähnen dann auch irgendetwas von deutscher Wurst, aber da muss ich sie leider enttäuschen und sagen, dass ich da keine große Kennerin bin.

Abgesehen von diesen Klischees fragen die meisten interessiert nach, wenn ich erzähle, dass ich aus Deutschland komme: Zum Beispiel über die Politik in Deutschland, über das Schul- und Uni-Leben, meine Familie, die Kultur usw. Und ich habe viele Amerikaner getroffen, die schon nach Deutschland gereist sind und mir dann von ihren Eindrücken dort erzählen. Die Top-Reiseziele unter ihnen scheinen Berlin, Heidelberg und München zu sein. Manche waren auch in Städten wie Düsseldorf oder Wiesbaden (gibt es da was Interessantes zu sehen?) Einige, die ich kennengelernt habe, waren selbst schon eine Zeit lang im Ausland: in Deutschland, Frankreich, Spanien, Australien oder Argentinien. Es stimmt also gar nicht, dass die Amerikaner ihr Land nie verlassen und ganz komische Vorstellungen über Europa und den Rest der Welt haben

Außerdem ist mir noch aufgefallen, wie viele Leute hier deutsche Wurzeln haben. Das wusste ich zwar eigentlich vorher aus dem Studium schon irgendwie im Hinterkopf, aber so richtig bemerkt habe ich es erst hier. Folgende Konversation habe ich schon oft geführt:

  • Amerikaner: "Where are you from?"
  • Ich: "I'm from Germany."
  • Amerikaner: "Oh, I'm German, too! A few generations ago though."

Besonders bemerkenswert finde ich dann, dass viele sich wirklich als "German" bezeichnen und nicht als "German American". Und wie genau einige wissen, welcher ihrer Vorfahren (Ur-Großvater mütterlicherseits mit Bruder oder so) von wo in Deutschland eingewandert sind und wo sie sich niedergelassen haben.

Die folgende Karte zeigt alle amerikanischen Counties und die Herkunft der Vorfahren, die die Leute dort angeben. Das viele Hellblaue sind die, deren Familien aus Deutschland eingewandert sind.


Die meisten Amerikaner sind überrascht, wie klein Deutschland ist. Ist verständlich - wenn ich daran denke, wie groß die USA sind, kommt mir Deutschland auch klein vor. Mein Flug von San Francisco nach Newark, also ein Mal quer über den Kontinent, hat fünf Stunden gedauert. Zum Vergleich: Die schlaue Seite www.meine-flugzeit.de hat mir gesagt, dass zum Beispiel ein Flug von München nach Moskau nur drei Stunden dauert, und dass man von München aus in viereinhalb Stunden in Baghdad oder Teheran sein kann (wenn man denn da hin will). Und in der gleichen Zeit kann man Deutschland sicher von Westen nach Osten ganz und von Norden nach Süden halb durchqueren. Wenn ich sage, dass etwas weit weg ist, weil es drei Stunden mit dem Auto entfernt liegt, zucken die Amis nur mit den Schultern. Da ist das ganz normal. Es gibt hier auch Leute, die jeden Tag eineinhalb Stunden mit dem Auto in die Arbeit fahren - einfach. Man gewöhnt sich aber schnell an die Entfernungen hier. Ich bin ja mit dem Bus viereinhalb Stunden nach Boston gefahren, obwohl ich nur von Samstag Mittag bis Sonntag Abend dort war.

Das ist alles, was mir bis jetzt über Amerikaner und Deutschland aufgefallen ist. In den nächsten Monaten kommt bestimmt noch mehr, und dann gibt es einfach einen neuen Blog-Eintrag.

P.S.: Die Seite ist wirklich schlau. Dank ihr weiß ich jetzt auch, dass ich gerade 6481 Kilometer von zu Hause weg bin.

2 Kommentare:

  1. hahaaa, das kommt mir alles voll bekannt vor!
    "You're German? Great, I am too. I also speak German: Beer and Oktoberfest!"

    Warte mal auf Fragen wie: "Do you have many problems at the German-Chinese border?" - "Do you have trees/refrigerators/cars?" - Do you ride a horse to school?" :-)

    Viel pPaß dir noch, Mel

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  2. Wow nice map =) dachte nicht, Deutschland so weit verbreitet ist in der Herkunft der Amis 0.o

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