Donnerstag, 24. Februar 2011

Miami - Stars, Sonne, Strand

Nach drei Tagen in Orlando bin ich nach Miami aufgebrochen. Während der Busfahrt ist mir wieder einmal aufgefallen, wie unterschiedlich verschiedene Teile der USA sind. Gerade im Vergleich zu New York ist in Florida einfach alles sehr groß und weit. Auf dem Highway von Orlando nach Miami kommt es schon mal vor, dass man einfach eine halbe Stunde lang kein Haus weit und breit sieht.

In Miami angekommen, habe ich aber gleich mal einen ersten Kulturschock bekommen. Auf dem Bus, mit dem ich zum Hostel gefahren bin, war hinten Werbung für einen Schönheitschirurgen drauf. Und die Brüste der Schaufensterpuppen in Miami sind ungefähr drei Mal so groß wie überall sonst... Irgendwie habe ich mich da kurzzeitig falsch am Platz gefühlt. Ist das die Strandfigur, die man hier braucht?


Als ich im Hostel angekommen bin, habe ich aber festgestellt, dass dort doch alle ganz normal sind. Ein netter Zimmergenosse hat mir gleich mal Ausflüge in die Umgebung empfohlen und ein Reisebüro zwei Blocks weiter, bei dem man sie buchen kann. Da habe ich dann am gleichen Tag noch meine Ausflüge nach Key West und in die Everglades gebucht. Auch das Hostel - das Miami Beach International Travellers' Hostel - war super. Alles sauber und gut in Schuss, und vieles umsonst: kostenloses Bettzeug und Handtücher, und Frühstück, Mittagessen und Abendessen war schon im Zimmerpreis mit drin. So lässt es sich aushalten! Die Leute im Hostel waren ziemlich international: In meinem Zimmer waren Franzosen, ein Ire und ein Argentinier, und auch sonst waren Leute aus allen Teilen der Welt da, die den Winter in Florida genießen wollten. Außerdem war die Lage wirklich optimal - in die eine Richtung zwei Blocks vom Strand weg und in die andere Richtung einen Block von der Straße weg, wo man einkaufen, essen und weggehen kann.


A propos Winter in Florida: Es war so toll, meinen Winterurlaub an einem Ort zu verbringen, wo man im Januar am Strand liegen kann! Ich konnte es selbst ja kaum glauben, aber es hatte wirklich bis zu 25 Grad und ich konnte es mir in der Sonne am Strand sehr, sehr gut gehen lassen. Im Fernseher im Hostel habe ich dann an einem Abend in den Nachrichten gesehen, dass zu der Zeit 49 Staaten der USA Schnee hatten - der 50., der keinen Schnee hatte, war Florida! Da habe ich ja wirklich den richtigen Ort ausgesucht!


Miami wäre ja nicht Miami ohne das Nachtleben, für das die Stadt bekannt ist. Es gibt von allem viel: Restaurants, Bars und Clubs. Ich war in einem guten haitianischem Restaurant, dem Tap Tap, und einem genauso leckeren chinesischem, dem Miss Yip. Essen gehen ist in Miami übrigens genauso teuer wie in New York. Ich hätte nicht gedacht, dass es noch einen andere Stadt gibt, die so teuer ist wie New York...


Da war es gerade gut, dass das Hostel immer gemeinsames Weggehen am Abend organisiert hat. Jeden Abend stand ein anderer Club auf dem Programm und man konnte sich dann der ganzen großen Gruppe anschließen. Das hat immer 10 Dollar gekostet, für Eintritt und ein Freigetränk oder Eintritt durch den VIP-Eingang oder ähnliches. Das hat meinen Geldbeutel wenigstens ein bisschen entlastet, weil sonst das Weggehen in Miami wohl ziemlich unbezahlbar ist. Ich war zwei Mal mit der Hostel-Truppe unterwegs: ein Mal in das Cameo und das andere Mal in den tollen Beach Club Nikki Beach. Das ist ein Club direkt am Strand, der einen Bereich drinnen hat und einen riesigen Außenbereicht am Strand mit Bars, Palmen, Sofas und Tischen im Sand gibt. Ziemlich schick und cool!

Mal abgesehen davon, dass man in Miami sehr gut weggehen und am Strand liegen kann, ist es auch wirklich eine schöne Stadt. In Miami Beach gibt es einen tollen Art-Deco-Stadtteil, in dem schöne pastellfarbene Häuser stehen (in dem Teil war übrigens auch mein Hostel). Und die Palmen, die es in Florida wirklich überall gibt, machen sich da wirklich auch sehr gut davor!


Außerdem gibt es in Miami Beach noch etwas, das die Amerikaner "Outdoor Mall" nennen: die Lincoln Road Mall. Eigentlich ist das nur eine ganz normale europäische Fußgängerzone mit Cafes, Restaurants und Geschäften, aber das kennen die Amerikaner ja nicht wirklich. Hier gibt es ja immer nur die Indoor Malls und im Stadtzentrum kauft eigentlich kaum jemand ein. Auf der Lincoln Road habe ich auch eine lustige Entdeckung gemacht: Es gibt in Miami ein Hofbräuhaus!


Eine weitere Mall, die teilweise drinnen und teilweise draußen ist, gibt es in Bayside am Hafen. Da kann man die Yachten der Reichen und Schönen und große Kreuzfahrtschiffe bestaunen, die in die Karibik ablegen. Miami ist ja so weit im Süden, dass von dort aus sogar Tages-Kreuzfahrten zu den Bahamas angeboten werden. Und das gar nicht so teuer: Ich habe ein Angebot gesehen für 150 Dollar, inklusive Getränke und Essen den ganzen Tag über. Dafür hatte ich aber leider keine Zeit mehr.


Ich habe einen Nachmittag lang eine geführte Stadttour durch Miami gemacht, bei der ich in drei tolle Stadtteile gekommen bin: Coconut Grove, Coral Gables und Little Havana. Coconut Grove ist ein sehr ruhiger Stadtteil, der grün und gemütlich ist. Die vielen großen Bäume bilden über den Straßen ein regelrechtes Dach, das Schatten spendet und in Zeiten ohne Klimaanlagen sehr wichtig war. In Coconut Grove befindet sich auch der Friedhof, wo das Video zu "Thriller" von Michael Jackson gedreht wurde.


Coral Gables ist eine geplante Stadt, die von George Merrick entworfen wurde. Der Spitzname von Coral Gables ist "The City Beautiful", zu Recht. Dort ist alles sehr schön, sauber und schick. Die Häuser und Gärten sind riesig und kosten bestimmt ein Vermögen. Das teuerste Hotel von Miami befindet sich - natürlich - auch dort. Nach allem, was unser Führer uns über Merrick erzählt hat, war er wohl ein ziemlicher Kontrollfreak. Er hat alles bis ins kleinste Detail geplant - von den Bäumen, die gepflanzt wurde, bis zu Brücken und den Einkaufsstraßen. Und er hat für die Einwohner von Coral Gables verschiedenste Regeln erlassen: Zum Beispiel muss der Rasen in den Gärten regelmäßig gemäht werden. Wer sich nicht daran hält, muss Strafe zahlen. Und noch dazu müssen alle Einwohner am gleichen Tag ihren Rasen mähen, damit alles seine Ordnung hat und das Gras überall gleich lang ist.


In Little Havana haben über 80% der Einwohner ihre Wurzeln in Kuba, und das ist auf den Straßen und in den Geschäften allgegenwärtig. Es gibt einen Zigarrenladen neben dem anderen, dazwischen unzählige kubanische Restaurants und den angeblich langsamsten McDonald's der Welt. Es ist fast unmöglich, keine kubanische Flaggen oder Wandmalereien zu sehen. In Little Havana gibt es auch die berühmte Callo Ocho und den Walkway of the Stars, eine Art Walk of Fame mit Sternen auf der Straße für berühmte Latino-Persönlichkeiten wie zum Beispiel Gloria Estefan und Celia Cruz.


Von Bayside aus kann man zu einer Tour in die Bucht zwischen Miami und Miami Beach aufbrechen. In der Bucht gibt es eine künstliche Insel, die Star Island genannt wird. Die heißt tatsächlich so, weil da die ganzen Stars wohnen. Die sind im wahrsten Sinne des Wortes alle Nachbarn. Da wohnen Jackie Chan, P. Diddy, Jennifer Lopez, Shakira, Shaquille O'Neal, Lenny Kravitz, Madonna, Oprah Winfrey und Ricky Martin alle auf einer Insel! Die Häuser sind wirklich sehr beeindruckend. Und vor jedem liegt mindestens eine Yacht. Leider habe ich aber keinen Star gesehen, der gerade auf seiner Terrasse ein Sonnenbad genommen hat.


Auf dem Rückweg von Star Island habe ich einen sehr schönen Sonnenuntergang anschauen können. Und sogar Delfine, die in der Bucht geschwommen sind! Leider habe ich davon keine Fotos machen können, weil die so schnell waren und immer nur kurz aufgetaucht sind. Aber es war ein wirklich schönes Erlebnis, das erste Mal Delfine in freier Wildbahn zu sehen!

Montag, 21. Februar 2011

Von Alligatoren und einem Sumpf, der keiner ist

Von Miami aus habe ich einen Tagesausflug in die Everglades gemacht. Die Everglades sind ein großes subtropisches Naturgebiet und der drittgrößte Nationalpark der USA. Das habe ich mir natürlich nicht alles angeschaut. Ich bin in den Gator Park gefahren, wo ich eine Fahrt mit einem ziemlich coolen Propellerboot gemacht habe und viel über Alligatoren gelernt habe.

Die Bootsfahrt war ziemlich touristisch, aber hat sehr viel Spaß gemacht. Man sitzt in dem Boot und hinten auf seinem Chefsessel der Guide, der wegen des lauten Propellers schon mal vorsichtshalber Ohrstöpsel verteilt.


Und dann schippert man gemütlich los über das, von dem ich dachte, dass es ein Sumpf ist (wie alle anderen übrigens auch). Das Gewässer ist aber gar kein Sumpf, sondern ein Fluss, der extrem langsam fließt und sehr flach ist: Er ist nur 30-50 cm tief und kommt am Tag nur 400 Meter weit. Kein Wunder, dass das wie ein Sumpf aussieht!


Während man so langsam vor sich hinfährt, kann man die Natur und die Tierwelt genießen.


Unterwegs sieht man sehr viele große Vögel, zum Beispiel Reiher und Pelikane. In dem flachen, fast stehenden Wasser können die wunderbar fischen.


Und natürlich heißt der Gator Park nicht umsonst Gator Park: Man kann ja auch noch Alligatoren in freier Wildbahn sehen. Aber nur, wenn der Guide einen darauf aufmerksam macht. Die sind nämlich wirklich gut getarnt und gar nicht so leicht zu entdecken. Farblich heben sie sich von der Umgebung kaum ab und außerdem stecken sie meistens nur die Schnauze aus dem Wasser raus, so dass man den Rest vom Tier gar nicht sehen kann. Wenn der Guide dann einen Alligator vor allen anderen erspäht und den Leuten zeigt, wo er ist, lehnen sich alle aus dem Boot und versuchen, ein gutes Foto zu ergattern. Kleiner Hinweis: Der Alligator ist im Bild links neben der schwarzen Kapuze.



Auf dem Gelände des Gator Parks gibt es auch noch andere Tiere zu entdecken: Pfaue. Ich habe vorher noch gar nicht gewusst, wie die von hinten aussehen.


Auch Baby-Alligatoren habe ich entdeckt, wie sie schlafen und übereinander liegen. Sind die nicht süß?


Danach gab es noch eine Alligator-Show. Da hat ein Gator-Park-Angestellter uns viel Interessantes über Alligatore erzählt und uns gezeigt, wie "Alligator-Wrestling" funktioniert. Alligator-Wrestling ist eine Strategie, wie man sich verteidigen kann, wenn man so einem Vieh in freier Wildbahn begegnet. Bekannt dafür sind die Miccosukee-Indianer, die in den Everglades leben. Das funktioniert so: Alligatoren haben Augen wie Pferde, mit denen sie nur auf der Seite sehen können, aber nichts, was direkt vor oder hinter ihnen passiert. Deswegen muss man sich dem Alligator von hinten nähern und sich dann schnell mit vollem Körpereinsatz auf das Tier stürzen, damit man die Pfoten festhalten kann und er nicht weglaufen kann. Und dann kommt das Beste: Man muss dann dem Alligator nur noch die Augen zuhalten. Wenn die Augen geschlossen sind und es dunkel ist, wird das Tier automatisch ganz entspannt und nach einer halben Minute oder so kann man sich dann aus dem Staub machen.


Die schlausten Tiere scheinen Alligatoren wirklich nicht zu sein. Was ich auch noch interessant fand: Weil die Alligatoren ja direkt vorne nichts sehen können, kann man seine Hand in das weit geöffnete Maul strecken, ohne dass man gebissen wird. Aber Achtung: Sobald man etwas im Maul berührt, sei es die Zunge, der Gaumen oder die Zähne, kapiert er das natürlich und schnappt sofort zu. Das hat uns der Alligator-Wrestler sehr eindrucksvoll mit einem Stecken vorgeführt. Als Reptilien sind Alligatoren wechselwarm. Und wenn es relativ kühl ist, so wie an dem Tag, an dem ich im Gator Park war, werden sie ganz langsam und steif und können sich nicht so gut bewegen.


Was sie an Intelligenz einbüßen, machen sie aber mit Kraft wieder gut. Wenn er dann mal zuschnappt, der Alligator, dann macht er das mit einem Druck von 140 kg pro Quadratzentimeter! Im Übrigen sind Alligatoren von allen Tieren, die heute auf der Erde leben, diejenigen, die am nächsten mit Dinosauriern verwandt sind. Darüber habe ich mir vorher noch nie Gedanken gemacht, aber es ist schon ziemlich einleuchtend. Irgendwie sehen sie ja wirklich wie irgendwelche urzeitlichen Tiere aus.

Ich habe mich aber am Ende meines Besuchs in den Everglades doch noch sehr gut mit ihnen angefreundet...