Dienstag, 30. November 2010

Lena allein in New York

Nachdem das Weihnachtsgeschäft in Amerika letzte Woche am Black Friday schon gestartet wurde, fand heute ein anderes alljährliches Advents-Event in New York statt, das ich mir nicht entgehen lassen wollte: das Christmas Tree Lighting am Rockefeller Center.

Seit 1931 wird am Rockefeller Center jedes Jahr ein Weihnachtsbaum aufgestellt und feierlich erleuchtet. Bekannt ist der Baum unter anderem aus dem Film "Kevin allein in New York". Im Trailer kommt er ganz am Anfang vor.


Ich weiß nicht, ob dieser Baum der größte Weihnachtsbaum in New York ist, aber er ist auf alle Fälle ziemlich groß: 22,5 Meter dieses Jahr. Und obwohl er so eine stolz Größe hat, habe ich mich gefragt, ob der Weihnachtsbaum, der in München am Marienplatz vor dem Rathaus steht, nicht vielleicht doch größer ist. Aber wahrscheinlich wirkt der Baum in New York einfach nur deshalb nicht so groß, weil um ihn herum überall hohe Wolkenkratzer stehen.


Das "Lighting of the Tree" ist ein großes Event, zu dem 500.000 Leute gehen. Manche, die sich einen Platz direkt vor der Bühne und mit der besten Sicht auf den Baum sichern wollen, kommen schon am Nachmittag und warten dann, bis am Abend die richtige Zeremonie losgeht. So früh wollte ich nicht gehen, weil ich mir nicht stundenlang die Beine in den Bauch stehen wollte. Und ich konnte auch nicht, weil hier gerade mal noch zweieinhalb Wochen Uni sind, bis das Semester vorbei ist, und langsam der Endspurt losgeht.

Neben den ganzen Zuschauern, die live dabei sind, kann sich der Rest von Amerika das Spektakel im Fernsehen anschauen, es wird nämlich live von NBC übertragen. Die Zeremonie geht um 19 Uhr los und damit den Leuten nicht langweilig wird, bis um 20.55 Uhr endlich der Weihnachtsbaum erleuchtet wird, treten in der Zwischenzeit Stars auf und singen Weihnachtslieder. Dieses Jahr waren Kylie Minogue, Mariah Carey, Sheryl Crow, Jackie Evancho (die 10-jährige Gewinnerin von "America's Got Talent"), Annie Lennox, Boyz II Men und Jessica Simpson dabei. Nicht schlecht!

Weil ich so spät gekommen bin, konnte ich die Stars und die Bühne leider nicht sehen. Die Bühne ist nämlich nicht so hoch, dass man sie von weiter hinten sehen kann. Macht aber nichts - hören konnte man sie alle gut! Hier zum Beispiel Mariah Carey:


Dann sang Charice Pempengco (ein Star aus der hier sehr beliebten Serie "Glee") den Jingle Bell Rock. Währenddessen war der Weihnachtsbaum noch nicht erleuchtet, aber alle Leute schon sehr gespannt. An das Hochhaus hinter dem Baum wurden riesige Schneeflocken geworfen, die sich langsam gedreht haben. An den Bürofenstern standen übrigens ganz viele Leute, die sich das ganze Spektakel von oben angesehen haben.


Um euch einen besseren Eindruck davon zu geben, wie es ist, wenn man die Stars nur hört und nicht sieht, habe ich auch ein paar Aufnahmen nur mit Ton gemacht, von Mariah Carey mit "Oh Santa", Kylie Minogue mit "Let it Snow" und Sheryl Crow mit "Blue Christmas".


Nach den musikalischen Einlagen kommt dann endlich das, auf das die 500.000 Leute und ich gewartet haben: Der Weihnachtsbaum wird erleuchtet! Dazu werden zuerst alle Scheinwerfer und anderen Lichter ausgemacht. Die Moderatoren starten den Countdown.... Und dann blinken zuerst ganz viele weiße Lämpchen am Baum, bis dann endlich die ganzen 36.000 bunten Lichter am Baum hell strahlen. Das war sehr stimmungsvoll und schön!

Eigentlich wollte ich das auf Video aufnehmen, aber ich habe mir dann gedacht, dass ich lieber einfach nur den Moment genieße. Und schließlich sieht das Baum nicht nur in dem Moment schön aus, in dem er erleuchtet wird, sondern auch noch danach:

Montag, 29. November 2010

Black Friday: Einkaufswütige Amerikaner stürmen die Malls

Der Freitag nach Thanksgiving ist in den USA traditionell der sogenannte "Black Friday". Am Black Friday ist ganz Amerika auf den Beinen, und zwar in den Malls und Geschäften. Der Black Friday ist der Start des Weihnachts-Einkaufsmarathons für die Amerikaner.

Und das Weihnachtsgeschäft wird nicht irgendwie eingeläutet, sondern gebührend mit großen Rabatten überall - das versprechen zumindest die Werbungen. Als ich am Mittwoch mit Megan bei ihr zu Hause ferngeschaut habe (Grey's Anatomy), gab es in den Werbepausen keinen einzigen Werbespot, der nichts mit Black Friday zu tun hatte. Und da übertreibe ich nicht. Einer hat größeres Sparpotenzial versprochen als der andere: 50% reduziert hier, ein 100$-Einkaufsgutschein dort und so weiter. Das hat mir schon richtig Lust auf Shopping gemacht und bestimmt Millionen anderen Leuten auch.

Besonders ist auch noch, dass die Geschäfte nicht einfach morgens um 8 aufmachen, sondern meistens ganz früh, noch mitten in der Nacht. Oder sie machen am Abend davor gar nicht erst zu. Walmart zum Beispiel hat damit geworben, dass von Mitternacht bis 5 Uhr morgens alle Klamotten und Schuhe reduziert sind und dass man dann, während man Klamotten kauft, auf die tollen Angebote für Elektronik warten kann, die es von 5 bis 6 Uhr gibt. Andere machen einfach früh auf, zum Beispiel Macy's um 4 Uhr.

Wer jetzt meint, dass so früh sowieso niemand auf den Beinen ist und man dann ganz entspannt einkaufen kann, hat weit gefehlt. Die richtig Verrückten stellen sich schon stundenlang an, bevor die Geschäfte überhaupt aufmachen, damit sie unter den ersten sind, die in den Laden hineingelassen werden. Viele Geschäfte lassen die Kunden nur noch in Etappen hinein, seit 2008 am Black Friday ein Walmart-Mitarbeiter zu Tode getrampelt wurde, als Leute wie wild in den Laden drängelten. Die Leute, die sich so früh anstellen, sind übrigens normalerweise keine verrückten Spinner, sondern ganz nette Leute. Megans Cousin, den ich an Thanksgiving kennengelernt habe, ist direkt nach dem Truthahn-Essen um Mitternacht aufgebrochen, um sich für einen neuen Flachbildfernseher anzustellen. Und Steffi, eine Fulbrighterin aus Kansas, stand von 2 bis 5 Uhr morgens in der Schlange, um sich eine um 60 Dollar reduzierte externe Festplatte zu kaufen.

Nachdem ich die ganzen Werbespots gesehen habe und Megan mir noch ein paar mehr Horror-Geschichten vom Black Friday erzählt hat, war ich mir nicht mehr so sicher, ob das Ganze überhaupt noch Spaß macht oder nur in Stress ausartet. Wir sind am Freitag dann aber zu einer zivilisierten Zeit aufgebrochen, um 10 Uhr. Wir haben gehofft, dass die ganzen richtig verrückten Leute bis dahin schon mit ihrem Shopping fertig sind und nicht mehr so viel los ist. Das war dann auch so: Es waren wesentlich weniger Leute in der Mall unterwegs, als ich befürchtet habe, und durch die meisten Läden konnten wir einigermaßen entspannt gehen. Das lag auch daran, dass weder Megan noch ich irgendetwas dringend gebraucht haben. Da konnten wir einfach rumgehen und uns umschauen, was uns gefällt. Nur in einem Laden musste ich 20 Minuten für die Umkleidekabine anstehen und dann noch mal 25 Minuten zur Kasse.

Gut war auch, dass wir einige Zeit vor 12 Uhr da waren, weil viele Geschäfte die besten Angebote nur bis Mittag begrenz haben. Ein Laden, in dem wir waren, hatte zum Beispiel bis Mittag alles um 50% reduziert. Wieder andere hatten die Taktik, nicht die ganze Ware auf einmal reduziert zu verkaufen, sondern in Etappen: Jacken und Mäntel von 8 bis 10 Uhr, Hosen bis 12 Uhr, Unterwäsche bis 14 Uhr. Ob es wirklich Leute gibt, die dann drei oder mehr Mal in den gleichen Laden gehen?

Ich habe eine sehr gute Black-Friday-Ausbeute gemacht. Meine Highlights: Jeans für 14,50$ (ca. 11€) und zwei T-Shirts für jeweils 5$ (ca. 3,80€). Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass viele Geschäfte einfach nur auf den Black-Friday-Zug aufgesprungen sind und gehofft haben, dass die Leute in ihrem Shopping-Wahn gar nicht merken, dass sie nur versuchen, ihre alten Sachen loszuwerden, die keiner kaufen will. Fazit: Mit ein bisschen Verstand kann man gute Schnäppchen machen, ohne dass man sich am Abend vorher schon in die Schlange stellen muss!

Übrigens: Wer den Black Friday verpasst hat, aber trotzdem noch Lust auf Shopping hat: Der Montag nach Thanksgiving ist "Cyber Monday". An diesem Tag haben traditionell die Online-Shops wie Amazon und Ebay, aber auch die Geschäfte wie Macy's und andere auf ihren Internet-Seiten kräftig reduziert. Vielleicht ist dieser Trend ja auch nach Deutschland zu Amazon und Ebay geschwappt?

Freitag, 26. November 2010

Turkey Day

Gerade bin ich von meinem ersten amerikanischen Thanksgiving zurückgekommen. Aktueller Zustand: sehr erschöpft, müde und voll, voll und nochmals voll. :-)

Meine Mitbewohnerin Megan hat mich eingeladen, diesen amerikanischen Feiertag mit ihrer Familie in Somerset, New Jersey zu verbringen. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Gleich bei der Einladung hat sie noch gesagt, dass sie mich noch entsprechend auf ihre Familie vorbereiten muss: Die seien verrückt, laut, fluchen und streiten viel, haben sicher aber alle trotzdem sehr gern.

Bevor ich die komplette Familie kennengelernt habe, wurde ich noch mit einer anderen Thanksgiving-Tradition bekannt gemacht: dem Weggehen am Abend vorher. Anscheinend ist der Mittwoch vor Thanksgiving der größte Bar-Tag des Jahres. Vorbereitet haben wir uns, wie es sich gehört, beim "Pre-game", so heißt hier das Vorglühen. Ein unvorhergesehener Zwischenfall hat dann dafür gesorgt, dass es noch länger gedauert hat, bis wir uns in die Bar-Meuten stürzen konnten: Ich bin in die Bar, in die wir eigentlich gehen wollten, nicht reingekommen. Zum ersten Mal hier in Amerika, und das nicht etwa in einer super-tollen Bar in New York, sondern in einer ganz normalen Bar in New Brunswick (übrigens der Ort, in dem der Haupt-Campus von Rutgers ist). Der Türsteher wollte als ID nur amerikanische ID Cards oder - von Ausländern - einen Pass durchgehen lassen. Weder mein Personalausweis noch mein Führerschein haben ihn zufriedengestellt. Ich habe meinen Pass eigentlich nie irgendwo dabei, wenn ich hier unterwegs bin, und noch viel weniger, wenn ich am Abend weggehe. Ich hab Angst, dass ich den verlieren könnte und mich dann damit rumschlagen müsste, einen neuen zu bekommen. Und bis gestern hatte mit meinen deutschen IDs kein amerikanischer Türsteher ein Problem. Das war ziemlich ärgerlich, aber zum Glück waren wir ja in einem College Town, wo es noch ein paar mehr Bars gibt, die laut Megan sowieso alle gleich sind. Wir sind dann in die Olde Queens Tavern gegangen, wo wir uns mit unserer anderen Mitbewohnerin Alyssa und Freunden von ihr getroffen haben. Sie kommt nämlich auch aus der Nähe von New Brunswick. Positive Überraschungen an diesem Abend: günstige Getränke und eine günstige Taxifahrt zu Megan nach Hause.

Heute Mittag sind wir dann zum Haus von Megans Tante und Großeltern aufgebrochen. Als wir angekommen sind, standen die kleinen Snacks für den Nachmittag schon bereit - damit man auch ja nicht verhungert, während der Truthahn im Ofen brät. Es gab Popcorn Shrimp, Chips mit Guacamole, Cracker, Grissini, Käse, Oliven, Brot und vieles mehr. Genauso wie Bier, Wein und Cocktails schon am Nachmittag. Alkohol gehört nämlich auch zu einem traditionellen Thanksgiving dazu, wurde ich aufgeklärt. Und außerdem Football am Nachmittag. Megan und ihre Eltern haben gesagt, dass das so ziemlich das einzige ist, was an ihrem Thanksgiving traditionell ist.

Das Gute am Football schauen war, dass ich jetzt sogar einigermaßen die Regeln verstehe! Trotzdem muss ich sagen, dass ich nicht verstehen kann, wie man sich das so lange und so oft anschauen kann. Das Spiel ist in vier Quarters mit jeweils 15 Minuten eingeteilt. Trotzdem dauert so ein Spiel meistens mehr als drei Stunden, weil alle paar Sekunden die Zeit angehalten wird, weil jemand gefoult wurde oder die Spieler eine neue Formation zum nächsten Angriff bilden. Auf die Dauer wird das ganz schön langweilig.

Gut, dass es da Ablenkung in Form von "Shopping" gab. Ein Onkel von Megan hatte kistenweise Sachen dabei, die die ganze Verwandtschaft und ich durchsuchen sollten, ob etwas dabei ist, was uns gefällt. Das konnten wir dann behalten. Wenn ich kistenweise sage, dann übertreibe ich nicht! Das Zimmer, in das er die mindestens 15 Kisten gestellt hat und das eine Art zweites Wohnzimmer war, war voll mit Kisten, die wiederum voll mit Krimskrams waren: von einem kleinen Tischaquarium oder Goldfischglas über Schmuck und Glückwunschkarten bis zu Wanduhren und Schweißbändern war alles mögliche und unmögliche dabei. Ich habe nicht die leisteste Ahnung, wo er das ganze Zeug herhatte. Vielleicht hat er ja seinen Speicher ausgemistet? Die meisten Sachen waren kitschig oder komisch, aber ein paar Sachen habe ich doch "geshoppt": Ohrringe und Armbänder und einen touristisch-lustigen Stofftier-Affen, der ein I-Love-NY-Shirt trägt und seltsame Geräusche macht, die wohl Affenlaute sein sollen, die aber eher so klingen, als würde man ihn erstechen.

Am Abend gab es dann das Highlight des ganzen Tags: den Truthahn. Oder besser gesagt: die beiden Truthähne mit 19 und 23 Pfund. Die passen natürlich nicht beide auf einmal in den Ofen, deswegen war einer bei den Nachbarn im Ofen, die auch mit uns zusammen gefeiert haben. Zum Truthahn gab es verschiedene Füllungen, Mais, grünen Spargel, Kartoffelpüree, Maisbrot, Süßkartoffelkuchen mit kleinen Marshmallows oben drauf (sehr lecker!) und Cranberrysauce. Hungrig nach Hause gehen musste hier also keiner! Besonders, weil direkt danach noch Dessert aufgefahren wurde, das sich auch wirklich sehen lassen konnte. Ich habe Donauwellen gemacht und von den anderen gab es Schokokuchen, Apple Pie, Obst, Schokopudding mit Sahne, Himbeer-Cranberry-Torte, Möhrentorte und einen Nusskuchen. Außerdem noch alle möglichen Sorten von Cookies und Keksen.

Danach sind erst mal alle stöhnend auf die Couch gefallen und manche haben ein kleines Nickerchen gehalten, während nebenher immer noch Football lief und ich mich länger mit Megans Vater und ihren Cousinen und Cousins unterhalten habe. Die Thanksgiving-Feier war wirklich ein schönes Erlebnis: Ich habe erfahren, wie eine große, laute, nette, sehr gastfreundliche amerikanische Familie Thanksgiving feiert - ob das jetzt eher traditionell war oder nicht, kann ich nicht sagen, weil es ja das erste Mal ist, dass ich das erlebt habe. Aber das ist eigentlich auch egal. Wahrscheinlich ist es so wie Weihnachten bei uns, wo auch jede Familie ihre eigenen kleinen Traditionen hat, wie zum Beispiel bei uns das Raclette und danach Loriot im Fernsehen.

Jetzt muss ich aber ab ins Bett und mich noch geistig auf das Black-Friday-Shopping morgen vorbereiten. Was das ist, und was daran besonders ist? Dazu gibt es ein anderes Mal mehr.

Dienstag, 23. November 2010

New York City Marathon

Am 7. November hat hier der alljährliche New York Marathon stattgefunden. Der New York Marathon ist der größte Marathonlauf der Welt mit mehr als 38.000 Läufern und 12.000 Helfern an der Strecke. Und diese 38.000 Läufer sind nicht mal alle, die gerne mitlaufen würden! Man kann sich nämlich nicht einfach für den Marathon anmelden, wenn man Lust hat und die Herausforderung sucht. Damit die Veranstaltung logistisch noch einigermaßen überschaubar bleibt, ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Man kann sich als Läufer für eine Auslosung anmelden und, wenn man Glück hat, wird man ausgelost und kann mitlaufen. Die Chancen, dabei zu sein, stehen bei ungefähr 1:4. Wenn man das Pech hat, dass man drei Jahre hintereinander nicht ausgelost wird, bekommt man für das vierte Jahr einen garantierten Startplatz. Es kann also sein, dass man sich anmeldet und danach noch ganze drei Jahre trainieren und die Form halten muss, bis man endlich zum Zug kommt!

Zum Marathon-Schauen habe ich mich mit Martina, einer Fulbrighterin aus Österreich, und ihrem Freund Hakim an der Queensboro Plaza getroffen. Zuerst wussten wir gar nicht, ob der Marathon da überhaupt vorbeikommt. Wir wollten uns da erst treffen und dann weiterschauen. Der Treffpunkt war aber ideal: Schon von der überirdischen Subway-Station aus konnte man die Läufer sehen.


Die vielen Läufer waren wie ein nie endender Strom aus Menschen. Obwohl wir erst zwei Stunden nach dem Start dort angekommen sind, waren noch immer sehr, sehr viele Läufer auf der Strecke. Um diese Zeit waren die Profi-Läufer wahrscheinlich schon fast im Ziel - der Weltrekord im Marathon liegt bei 2:03:59. Ich war erstaunt, wie fit die meisten Läufer noch ausgesehen haben. Wir standen immerhin ungefähr bei Kilometer 24, da hatten sie also schon mehr als die Hälfte hinter sich.


Besonders interessant war es, die Leute anzuschauen, die mitgelaufen sind. Die meisten hatten ihren Namen auf den T-Shirts und Trikots, so dass Zuschauer sie überall anfeuern können, nicht nur an den wenigen Stellen an der Strecke, wo tatsächlich jemand steht, der sie kennt. Neben uns standen ein paar Leute, die ziemlich oft jemanden mit Namen angefeuert haben. Da habe ich mich am Anfang noch gewundert, wie viele Leute die da kennen!


Außerdem waren Leute aus allen Teilen der Welt dabei. Viele hatten ein "Erkennungszeichen", woher sie kommen: eine kleine Flagge auf dem T-Shirt, eine Flagge hinter dem Ohr, den Namen des Landes auf dem T-Shirt oder sie waren ganz in die Flagge gehüllt - da frage ich mich auch, wie man damit 42 Kilometer laufen kann! Ganz viele Italiener und Franzosen sind mit aufgefallen. Entweder das waren wirklich so viele oder sie haben einfach nur so auffällig ihren Nationalstolz gezeigt. Und sogar ein Bayer war dabei!


Manche Leute wollten auch besonders auffallen oder hatten vielleicht eine Wetter verloren: Ich habe Läufer in orangen Ganzkörperkostümen gesehen, mit großen Plüsch-Hühnern auf dem Kopf und sogar in einem riesigen und sicher sehr schweren Nashornkostüm. Es ist mir ein Rätsel, wie man damit überhaupt laufen kann, ganz abgesehen von 42 Kilometern. Neben diesen verrückten Kostümen war es auch schön zu sehen, dass der Marathon eine sehr inklusive Veranstaltung ist. Es waren Teilnehmer dabei, die die Strecke im Rollstuhl gefahren sind, und Läufer aus wirklich allen Altersgruppen. Das folgende Bild zeigt den Kontrast von jung und alt:


Ganz in der Nähe von dort, wo wir länger standen und den Läufern zugeschaut haben, sind sie auf die Queensboro Bridge gelaufen, die hinüber nach Manhattan führt. Da hat man richtig gut gesehen, wie viele Leute das sind und wie schnell selbst die noch laufen, die nicht in der Spitzengruppe der Profi-Läufer dabei sind.


Wer jetzt Lust bekommen hat, den Marathon nächstes Jahr zu laufen: Bis dahin sind noch 49 Wochen Zeit, um zu trainieren, und die Anmeldung für nächstes Jahr ist schon eröffnet!

Ausflug und Geschichtsstunde

Gestern habe ich einen Ausflug nach Hyde Park, New York gemacht. Hyde Park ist der Geburtsort von Franklin D. Roosevelt, dem 32. Präsident der USA. Sein Geburtshaus in Hyde Park ist heute ein Museum. Auf dem Anwesen gibt es außerdem noch die Franklin D. Roosevelt Presidential Library and Museum.



In diesem Haus mit unglaublichen 33 Zimmern und 9 Bädern wurde Roosevelt 1882 geboren. Auch später als Präsident lebte er hier noch mit seiner Frau Eleanor, seinen Kindern und seiner Mutter Sara.


Praktisch für die First Lady Eleanor war, dass sie ihren Namen nicht ändern musste, als sie Roosevelt heiratete - sie hieß nämlich auch vorher schon Roosevelt und war eine Nichte vom früheren Präsidenten Teddy Roosevelt.


Zwischen vielen Reisen und Terminen als Präsident kam Roosevelt immer wieder gerne nach Hyde Park zurück. Kann man gut verstehen, schließlich ist die Landschaft im Hudson River Valley wirklich schön.


Die Presidential Library in Hyde Park ist die erste Bibliothek, die ein US-Präsident eingerichtet hat, und sie ist bis heute die einzige, die ein Präsident tatsächlich zu seinen Lebzeiten benutzt hat. Darin befinden sich viele, viele Bücher, historische Dokumente aus 12 Jahren Amtszeit als Präsident und historische Möbel und Andenken. Und die Original-Einrichtung aus dem Oval Office im Weißen Haus, wie sie Roosevelt benutzt hat. Besonders interessant ist der riesengroße Globus, der neben dem Schreibtisch steht.


Roosevelt war einer der liberalsten und progressivsten Präsidenten in der Geschichte Amerikas. Seine Präsidentschaft ist für den New Deal bekannt, das Mammutprogramm, mit dem er die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise nach 1929 bekämpfte. Er führte als erster Präsident ein Sozialversicherungssystem ein.


Außerdem bekämpfte er Arbeitslosigkeit mit verschiedenen Arbeitsbeschaffungsprogrammen unter dem Dach der Works Progress Administration. Die Arbeiter in diesen Programmen errichteten zum Beispiel die Golden Gate Bridge in San Francisco. So schließt sich der Kreis aus den Orten, die ich hier in Amerika schon gesehen habe.

Interessant ist, dass die Works Progress Administration auch viele Künstler einstellte. Dazu gab es gestern auch eine Podiumsdiskussion in Hyde Park. Im New Deal für Künstler haben Schriftsteller Reiseführer und Geschichtsbücher über alle 48 Staaten der USA geschrieben (Hawaii und Alaska waren damals noch keine Staaten) und Theater- und Musikgruppen traten im ganzen Land auf.


Roosevelt war der einzige Präsident der USA, der mehr als zwei Amtszeiten hatte. Er brachte es sogar auf ganze vier. Nachdem während seiner zweiten Amtszeit der Zweite Weltkrieg in Europa ausgebrochen war, entschied er sich, zum dritten Mal zu kandidieren. Die Amerikaner fanden, dass man in so einer Krise besser keinen neuen Präsidenten wählen sollte und wählten Roosevelt zum dritten Mal ins Amt. Vier Jahre später, als wieder eine Wahl anstand, waren die USA mitten im Krieg und dachten sich, dass es auch in dieser Situation besser ist, keinen neuen Mann ans Steuer zu lassen. So verhalfen sie ihm zu einer vierten Amtszeit. Das Ende des Kriegs erlebte Roosevelt jedoch nicht mehr. Er starb ein paar Wochen, bevor der Krieg in Europa endete.


Durch seine lange Präsidentschaft war Roosevelt ungewöhnlich mächtig. Von Kritikern wurde er deswegen mit Königen verglichen, die bis zu ihrem Lebensende an der Macht bleiben. Heute kann kein amerikanischer Präsident mehr als ein Mal wiedergewählt werden. Nach Roosevelts Tod wurde 1951 das 22. Amendment zur US-Verfassung hinzugefügt, das die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Amtsperioden beschränkt.


Und bei all dem war New York City auch noch mit dabei - in dem Restaurant, in dem wir zum Mittagessen waren, an der Wand.

Donnerstag, 18. November 2010

Eine nicht sehr einladende Einladung

Bei mir im Haus werden öfter mal Flyer für Partys auf dem Campus, in Newark und in der Umgebung verteilt. So auch heute wieder. Der heutige Flyer sieht eigentlich ganz normal aus.



Auf den ersten Blick. Als ich genauer hingesehen habe, ist mein Blick auf den Dresscode gefallen, der darauf beschrieben ist. So einen ausführlichen und ausgeklügelten Dresscode für eine Party oder Bar habe ich noch nie gesehen.


Also, keine Kappen, Stiefel, Sneakers, Baggy Pants oder sonstige weite Sachen. Und unbedingt ein Shirt mit Kragen. Für Frauen gelten etwas weniger Einschränkungen: Hauptsache, hohe Schuhe! Ansonsten heißt es:


Ich stelle mir Leute vor, die auf die Party gehen und vorher vor dem Kleiderschrank stehen und den Flyer ganz genau studieren, damit sie auch ja wissen, was sie anziehen müssen. Klar sind manche Partys schicker als andere, aber muss man das so kleinteilig auf den Flyer schreiben? Auf mich wirkt das jedenfalls nicht sehr einladend.

Der Witz kommt aber erst noch:


Wenn man als Frau nur mit hohen Schuhen reinkommt, warum steht dann noch extra der Schnäppchen-Preis drauf, den man bekommt, wenn man hohe Schuhe trägt? Und warum trägt der linke Typ auf dem Flyer eigentlich eine Mütze und der rechte ein Cap, wenn man damit nicht reinkommt?

Dienstag, 16. November 2010

The City That Never Sleeps

Eigentlich wollte ich heute Abend gar keinen Blog schreiben, sondern lieber was für die Uni machen. Eigentlich. Denn heute Nachmittag war ich in der New York Public Library und habe mir deutsche Zeitungen in New York aus dem Jahr 1917 angeschaut - für mein Forschungsprojekt in meinem Seminar über die Geschichte von New York. Die zehn Minuten Fußweg zur Path-Haltestelle waren dann aber so ein kleines schöne Erlebnis, dass ich gern davon erzählen will.

Wenn man aus der New York Public Library rauskommt, steht man an der 42nd Street, also mitten drin in Midtown mit den Wolkenkratzern und tausend Lichtern überall. Mittlerweile hat auch hier der Herbst Einzug gehalten und die Zeit wurde umgestellt (übrigens eine Woche später als überall sonst), so dass es schon dunkel war, als ich mich auf den Weg gemacht habe. Direkt an der nächsten Ecke steht der Bank of America Tower, das zweithöchste Gebäude in New York und das vierthöchste Gebäude in Amerika.


Wenn man sich um 180 Grad dreht, hat man einen guten Blick auf das Chrysler Building, das dritthöchste Gebäude New Yorks. Für die, die sich jetzt wundern, was das höchste ist: Das ist das Empire State Building. Aber nur noch bis 2013. Dann soll das One World Trade Center fertig werden und der höchste Wolkenkratzer in New York sein.


Zwischen Bank of America Tower und Chrysler Building steht dieses Gebäude, das unten nach außen gewölbt ist, ein bisschen wie das Segel von einem Schiff. Ich habe mich schon immer gefragt, was das für ein Gebäude ist und ob die Architektur da eine bestimme Bedeutung hat. Sachdienliche Hinweise bitte an mich.


Eine weitere Kuriosität in New York sind übrigens Häuser, die nach oben hin schmäler werden. Das liegt an der "Zoning Law". Die wurde erlassen, als die Gebäude in New York immer höher wurden. Die Stadtverwaltung hatte Angst, dass durch die hohen Wolkenkratzer alle Straßen ganz dunkel werden, wenn keine Sonne mehr bis auf die Straßen herunterkommt. Je höher Gebäude werden, umso mehr müssen sie nach oben hin zurückgestuft werden.


Ich schweife schon wieder ab. Was ich eigentlich erzählen wollte: Direkt hinter der New York Public Library und auf meinem Weg zum Zug befindet sich der Bryant Park. Der wird jetzt im Herbst und Winter und in der Vorweihnachtszeit (die habe ich hier offiziell eingeläutet, als ich am 5.11. den ersten Weihnachtsbaum gesehen habe) zu einem Weihnachtsmarkt umgestaltet.


Ist natürlich nicht ganz wie ein deutscher Christkindlmarkt, aber der Markt hat trotzdem eine sehr schöne Atmosphäre. Es war sehr festlich und alles hell erleuchtet. Die Stimmung ist sehr schwer zu beschreiben. Hell und bunt und doch auch gleichzeitig ruhig und entspannt. Als ich durchgegangen bin, hat mich das irgendwie ganz glücklich gemacht.


Neben den Gassen mit den kleinen Häuschen, in denen Schmuck, Crepes, Schals und Weihnachtsdekoration verkauft werden, gibt es eine große Eisfläche. Es war schön, den Leuten beim Eislaufen zuzuschauen. Wenn man da Schlittschuhe ausleihen kann, werde ich da noch mal mit mehr Zeit hingehen und ein bisschen über das Eis gleiten.


Eine andere Sache, die mir heute das erste Mal richtig aufgefallen ist: New York ist wirklich die Stadt, die niemals schläft. Oder besser gesagt die Stadt, in der es nie richtig Nacht wird. Obwohl es eigentlich schon dunkel ist, wird der Himmel nie wirklich dunkel. Die vielen Lichter in der Stadt lassen den Himmel in einem ganz ungewöhnlichen Licht erscheinen, das eher lila wirkt. Das schafft zusammen mit den Lichtern von Autos, Ampeln, Werbe-Bildschirmen und Bürofenstern eine ganz ungewöhnliche und unvergleichbare Atmosphäre, die es so wahrscheinlich nirgendwo sonst gibt.

Freitag, 5. November 2010

Bayern in Amerika

Vor ein paar Wochen habe ich gemeinsam mit anderen Rutgers-Studenten Bayern nach Amerika importiert: Wir haben eine kleine Wiesn in Newark organisiert (für die Nicht-Bayern unter den Lesern: ein "Oktoberfest"). Eigentlich war das Ganze eine Veranstaltung der Business School und von deren International Student Organization, bei der Martin und Ömercan mitmachen. Neben ihnen sind noch Studenten aus anderen Ländern dabei, von denen aber noch niemand auf der Wiesn war. Da kam es gerade gelegen, dass ich die Idee super gefunden habe und unbedingt mitorganisieren wollte.


Um richtige Wiesn-Stimmung aufkommen zu lassen, haben wir uns einiges vorgenommen: echtes bayerisches Bier, Brezn, Wiesn-Hits, blau-weiße Deko und ein kleiner Sprachführer mit deutschen Wörtern und Sätzen auf jedem Tisch und eine Foto-Slideshow an der Wand mit Fotos aus den letzten Jahren Wiesn. Außerdem haben wir ein sehr einladendes Plakat gestaltet, das in der Business School ausgehängt wurde.


Es hat seine Wirkung offensichtlich nicht verfehlt, denn es sind 130 Leute zu unserem Event geströmt - viel mehr, als wir erwartet hatten. Vielleicht lag es aber nicht nur am Plakat, sondern daran, dass die ganze Veranstaltung von der Uni gesponsert wurde und dass deswegen alles - Eintritt, Bier, Brezn - umsonst war.


Wie zu erwarten war, hat das Bier natürlich großen Anklang gefunden. Ich kann gar nicht zählen, wie oft mir Leute gesagt haben, dass sie deutsches Bier viel besser finden als amerikanisches oder das aus anderen Ländern. Dementsprechend lang war auch die Schlange am Ausschank. Zum Glück ist uns das Bier nicht ausgegangen!



Genauso war es mit den Brezn: Die waren wirklich sehr lecker und ich glaube, ich habe noch nie gesehen, wie 200 Brezn so schnell verschwinden können.


Und wie es sich gehört, war ich im Dirndl auf unserer Wiesn. Ich glaube, das war für viele ein guter Einstieg, um mit mir und den anderen über Deutschland und die deutsche Kultur ins Gespräch zu kommen. Einige haben mir erzählt, dass sie schon mal in Deutschland und in München waren, und es war sogar eine dabei, die schon mal auf der Wiesn war. Ich fand es sehr interessant, dass sie mir erzählt hat, dass sie ganz erstaunt war, dass das Oktoberfest allgemein und ganz besonders die Bierzelte keinen Eintritt kosten. Darüber habe ich mir vorher noch nie Gedanken gemacht.


Die Wiesn war ein richtig tolles Event. Es war schön, alles, was wir geplant haben, in die Tat umzusetzen, und zu sehen, wie viele Leute sich für Deutschland interessieren und sich mit mir unterhalten wollten. Außerdem war die ganze Atmosphäre drum herum wirklich toll, mit den Fotos und Plakaten an der Wand und altbekannten Wiesn-Hits und Schlagern zum Mitsingen im Hintergrund.

Hier ein kleiner Eindruck von unserer Playlist:

Dienstag, 2. November 2010

Halloween = Fasching

Bevor ich nach Amerika gekommen bin, habe ich gedacht, dass Halloween etwas für Kinder ist, die um die Häuser ziehen und ihre Nachbarn mit "Trick or Treat" beglücken. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Wenn Amerikaner dafür zu alt sind, wird Halloween für sie zu etwas, was man am ehesten mit Fasching in Deutschland vergleichen kann.

Die Leute verkleiden sich, gehen auf Halloween-Parties und auf Paraden und Umzüge. Und die Verkleidungen sind nicht etwa nur gruselige Hexen und Monster, sondern alles, was man sich vorstellen kann. Es gibt mehr unheimliche Kostüme als in Deutschland beim Fasching, aber das ist bei weitem nicht alles.

Ein Sträfling
Sandy aus "Grease"
Zwei Bauchtänzerinnen
Robin Hood und ein Baby
Zwei Piraten
Meine erste "Begegnung" mit amerikanischem Halloween hatte ich am Donnerstag Abend im McGoverns, dem Irish Pub auf dem Campus. Da gab es eine Halloween-Party. Im Pub war ich eine von wenigen Leuten, die nicht verkleidet waren. Dass man sich hier an Halloween aufwändig verkleidet, wusste ich vorher schon von meiner Mitbewohnerin Alyssa. Trotzdem habe ich mich zuerst gesträubt, mir hier ein Kostüm zu kaufen, das ich nur ein Mal anziehen kann. Um von diesem kleinen Makel abzulenken, habe ich mir auf der Party irgendwann ein Plastikschwert geschnappt, das allein und verlassen auf dem Nebentisch lag.


Damit habe ich Schwertkampf mit ein paar Piraten auf der Party gespielt! Ich konnte das Schwert aber nicht so lange behalten - es hat nämlich auch bei den anderen, die da waren, großen Anklang gefunden...


Da war es gerade gut, dass die Bedienungen irgendwann angefangen haben, kostenlos kleine und große Verkleidungsartikel zu verteilen! Zuerst habe ich eine Kette bekommen, die einen Anhänger in Form einer Fledermaus hatte. Danach gab es einen Vampirumhang.


Am Samstag Abend war ich in New York und habe mich mit ein paar Fulbrightern aus Berkeley zum Abendessen getroffen. Das hat an sich eigentlich nicht viel mit Halloween zu tun. Eigentlich. Denn beim Essen hat mir Hanadi erzählt, dass am Sonntag nach der großen Halloween-Parade überall Parties stattfinden, für die man meistens auch verkleidet sein muss. Den langen Ladenöffnungszeiten sei dank habe ich mir dann um 22.30 Uhr noch ein Bienenkostüm gekauft.


So war ich dann für die große Parade am Sonntag gerüstet. Die Parade ist so ähnlich wie ein Faschingsumzug, mit ein paar Unterschieden: Sie ist sehr lang - länger als ich Faschingsumzüge kenne. Wir haben sie uns zwei Stunden lang angeschaut und sind dann gegangen, weil es uns gefroren hat und uns langsam die Füße wehgetan haben - da war die Parade noch nicht vorbei.


Man kann einfach so mitgehen: Jeder, der ein Kostüm hat, kann in der Parade mitmarschieren.


Es gibt weniger Wägen im Umzug, dafür aber mehr Gruppen, die zu Fuß gehen. Oder besser gesagt - die nicht nur gehen, sondern auch oft richtig tolle Choreographien einstudiert haben. Eine Gruppe aus ungefähr 20 Michael Jacksons war dabei, die alle zu "Thriller" getanzt haben. Außerdem gab es Sambatänzerinnen mit farbenprächtigen Pailettenkostümen und Federn auf dem Rücken.


Und Musik kommt nicht einfach nur aus Lautsprechern von Wägen runter, sondern wird von Marching Bands live im Gehen gespielt.


Und zwischendurch immer wieder Skelette, Monster und Totenköpfe. Und auch auf der Parade wurden wieder Kostum-Teile verteilt: Kronen der Freiheitsstatue und Vampirzähne zum Beispiel. Wenn ich mir kein Kostüm gekauft hätte, sondern einfach nur Kostümteile zusammengesammelt hätte, wäre ich anstatt als Biene als Vampir mit Umhang und Zähnen gegangen, der eine Fledermauskette trägt und auf dem Kopf aussieht wie die Freiheitsstatue.


Nach der Parade bin ich mit Aynur und Hanadi, zwei anderen Fulbrighterinnen aus Aserbaidschan und Israel, in eine Bar mit Live-Musik gegangen. Da sind vier Bands nacheinander aufgetreten, die ich alle total gut fand. Passend zu Halloween waren die drei von Your Sister's Canary auch verkleidet, und zwar als Schweine mit rosa Ohren, Steckdosen-Nase und Ringelschwanz. Natürlich war auch die Bar toll dekoriert: riesige, haarige Spinnen hingen von der Decke, genauso wie Spinnweben und Skelette.


Ganz unerschrocken habe ich sogar einem Skelett die Hand geschüttelt.


Aynur und ich haben uns von der Schweineband CDs mit Autogrammen gesichert.


Zum Abschluss noch ein paar kleine Video-Eindrücke von der Parade.